Das leidige Thema mal wieder: Wir treffen eine Entscheidung
– und fragen uns im Nachhinein ob sie richtig oder falsch war.
Ich hab mir das eigentlich ganz gut abgewöhnt. Dieses
Reuegefühl, wenn man merkt, bzw. das Gefühl hat, dass das vielleicht nicht der
beste Weg war, den man gewählt hat. Unter der Prämisse, dass es falsche Wege in
dem Sinne nicht gibt. Denn jeder führt einen weiter. Und vielleicht auch zum
Ziel, wenn auch möglicherweise auf Umwegen. Man lebt einfach gesünder damit,
wenn man sich sagt, für irgendwas wird es schon gut gewesen sein, irgendwie.
Trotzdem kann man (ich) diese Anflüge von Zweifel nicht so
ganz abstellen. Auch wenn man sich keine Selbstvorwürfe macht, vielleicht einen
Fehler gemacht zu haben, würde man trotzdem doch so manchmal gerne wissen, was
wäre gewesen wenn…
Das Problem ist, wenn man eine Entscheidung trifft, hat man
seine Gründe dafür. Seien es wohl durchdachte oder solche, die aus dem Bauch
heraus entstehen. Beide haben ihre Berechtigung und in dem Moment ist es wie es
ist und man handelt danach. Deshalb finde ich anschließende Selbstvorwürfe
mittlerweile unnötig. Aber….
Sichtweisen können sich ändern. Empfindungen können sich
ändern. Und diese neue Perspektive kann
dann eine bereits getroffene Entscheidung schon mal wie einen Fehler aussehen
lassen… Man fragt sich dann, wieso man das zu dem Zeitpunkt, als die
Entscheidung fiel, nicht schon so gesehen hat. Oder warum man es jetzt so
sieht.
Man fühlt sich inkonsequent,
unentschlossen. Und ich glaube genau das ist es, was mich daran so
nervt… es ist kein Reuegefühl, aber es ist ein Gefühl von Unsicherheit. Nicht
im Sinne von „ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll“, denn diesen Punkt
haben wir ja bereits hinter uns. Aber man stellt halt irgendwie fest, dass man
alles in allem in sich selbst wohl weniger gefestigt ist, als man das gerne
wäre oder glaubte zu sein. Und das ist natürlich nicht so bombig…. Sicher spielen äußere Umstände (oder nennen wir es lieber Lebensumstände) dabei auch
eine Rolle. Trotzdem ist auch das wieder eine Entscheidungsfrage, inwiefern man
durch diese beeinflussbar ist.
Aber gut, auch das ist etwas, was zu bereuen sich nicht
wirklich lohnt, weil es einfach Zeitverschwendung ist, diesen Umstand nun zu
verfluchen und sich zu wünschen, es wäre anders. Man kann es nur im weiteren
Verlauf anders machen….
Die weitere Frage lautet nun daher, ob man, wenn man nun im
Nachhinein feststellt, dass man Entscheidungen zwar begründbar, aber vielleicht
aus den „falschen“ Gründen heraus getroffen hat… ob man dann versuchen sollte,
die Entscheidung zu revidieren?
Ich meine klar, rückgängig machen geht nicht. Aber
vielleicht noch mal einen kleinen Schritt zurückgehen…und versuchen neu
anzusetzen…. Ob das klappt, steht auf einem anderen Blatt.
Aber versuchen
sollte man es vielleicht… Ob ein Zug
wirklich endgültig abgefahren ist, weiß man erst dann, wenn man alles versucht
hat, nochmal auf ihn aufzuspringen…
Wenn das nicht geht, müssen wir halt auf den nächsten
warten. Und das möglichst ohne zu bereuen, dass wir von dem vorherigen Zug wohl
zu früh runtergesprungen sind - obwohl wir noch gar nicht wussten, wo er
hinfährt….
Es ist das alte Dilemma: Wir können nur vorwärts Leben und dann zurückblicken - und sind hinterher meistens schlauer. Und nur sehr, sehr selten ergibt sich eine zweite Chance, um eine Entscheidung zu korrigieren. Diese neue Chance bewerten wir nun mit den in der Zwischenzeit neu gewonnenen Erkenntnissen - aber wir sollten vermeiden, uns von Gefüheln leiten zu lassen, die aus der "alten" Entscheidung resultieren ... sondern komplett neu bewerten.
AntwortenLöschenWar das sehr krude oder kann frau das sogar verstehen?
Ich versteh dich doch immer, lieber Ralph ;)
AntwortenLöschenAber auch wenn ich deine oder auch andere Meinungen sehr schätze und diese ja auch hören will, die Entscheidung bleibt letztlich mal wieder bei einem selbst hängen. Und wie du sagtest, meistens ist man erst hinterher schlauer...
Und auch wenn ich diesen Satz nie zu meinem Lebensmotto gemacht habe, immer möglichst versuche, Fehler zu vermeiden - oder nennen wir es möglichst effektive Schadensbegrenzung - denke ich mir momentan dann aber doch so ein kleines bisschen "Fehler sind dazu da, dass man sie macht"....
Und wie gesagt, "Fehler" ist erstens eine Interpretationsfrage und zweitens gilt hier wie bei allem anderen auch: Patentlösungen gibt es nicht, jeder hat seine eigenen Umstände, Gründe, Erlebnisse, aus denen heraus er eine Entscheidung trifft...
Wie Ralph schon sagt - nur manchmal bekommt man die Chance, eine schon mal getroffene Entscheidung zu "revidieren" bzw. sich dann doch noch mal anders zu entscheiden, als beim ersten Mal. Aber gerade diese Entscheidungen finde ich dann besonders schwer - auch wenn man denken mag, dass es ja ganz einfach ist, denn "dann mache ich es beim zweiten Mal einfach genau anders" - das muss ja nicht auch unbedingt "richtig" sein.
AntwortenLöschenIch bezweifle sogar, dass es "richtige" und "falsche" Entscheidungen gibt. Verstehst du, was ich meine? ;-)
Ja, verstehe ich sogar sehr gut, denn ich sehe das auch so. Denn ich glaube, irgendwie hat alles seinen Sinn, auch wenn sich durch eine Entscheidung Probleme auftun. dann sind die halt da, um sie mit einer neuen Entscheidung zu lösen...und so weiter...
LöschenIch versuche nur gerade mir ein bisschen mehr eine Art "Mach einfach"-Mentalität anzueignen, ohne groß drüber nachzugrübeln. Bei manchen Dingen kommt man so einfach nicht weiter...
Ich bin in letzter Zeit dazu übergegangen, mir immer zu sagen, dass man nie mit Problemen oder Situationen zu tun bekommt, die man nicht irgendwie meistern kann. Wir Menschlein sind manchmal stärker, als wir denken. Und "Gott" gibt uns nur Aufgaben, die wir auch meistern können. Mit dieser Einstellung flutscht manches etwas leichter!
LöschenUnd manchmal muss man einfach Entscheidungen treffen, auf dem Bauch heraus, selbst, wenn man denkt, dass dieser oder jener Weg jetzt der "Falsche" war...