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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Frohes Fest

So, das war alles irgendwie ein bisschen (zu) viel die letzten Tage.
Neben dem üblichen Vorweihnachtsstress kam noch das ein oder andere emotionale Päckchen dazu. Und die sind bekanntlich ohne Schleifchen und hübsche Verpackung, ganz zu schweigen vom eher weniger schönen Inhalt.


Aber sei es drum.
Jetzt ist zumindest für Weihnachten alles vorbereitet, verpackt, eingetütet...



Die Karten sind fertig...

 

 




... das Fest kann kommen -  
Frohe und besinnliche Feiertage Euch allen.


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Weihnachten wird, wenn wir…

…aufeinander zugehen und zueinander stehen,
…ehrlich und echt sind und auf Floskeln verzichten,
…geduldig warten und wohlwollend zuhören,
…Freudiges teilen und Trauriges gemeinsam tragen,
…Hindernisse als Möglichkeit sehen und Ansätze weiterdenken
…liebevoll begleiten und ermutigen, den eigenen Weg zu gehen,
…Halt geben, statt festzuhalten,
… alle einsetzen, was wir haben, damit alle haben, was sie brauchen,
…Kinder sein dürfen und mit wenig zufrieden sind,
…einander Engel sind.

(Max Feigenwinter – „Einander Engel sein“)


Donnerstag, 6. August 2015

Ein Sonett zur Nacht

Nie soll für Seelen, die das Leben bindet,
ein Hemmnis gelten. Liebe ist nicht Liebe,
die sich verwandelt, wo sie Wandel findet,
sich treiben ließe, wenn sie einer triebe.

O nein! Sie ist das Zeichen, fest gegründet,
das unter jedem Sturme mag bestehn;
der Stern ist sie, der jedem Schiffe zündet,
sein Stand nur läßt sich, nicht sein Wert ersehn.

Die Liebe trotzt der Zeit, ist auch die Glut
von Wang und Mund in ihren Kreis gebannt;
die Liebe wechselt nicht mit Ebb und Flut,
sie dauert fort bis an der Zeiten Rand.

Wenn einer dies als falsch erweisen kann,
so schrieb ich nie, noch liebte je ein Mann.



(William Shakespear)

Sonntag, 21. Dezember 2014

Der Wunsch

Manchmal stelle ich mir vor, ich wäre in einem Märchen. Oder besser gesagt, ich stelle mir vor, eines dieser Märchenwesen würde aus seiner Märchenwelt zu mir kommen, in die reale Welt, in mein Wohnzimmer vielleicht. Oder meinetwegen geh ich gerade in einem schönen Winterwald spazieren, einfach um der märchenhaften Vorstellung willen. Aber darum geht es nicht. Es geht um das Wesen. Es ist eines, welches Wünsche erfüllt. Die gute Fee z.B., oder der Flaschengeist. Was genau es ist, ist ebenfalls nicht wichtig, nur das mit den Wünschen ist von Belang. Es müssen nicht mal drei sein, wie es in den Märchen ja meistens ist. Einer genügt. Ein Zauberwesen, ein Wunsch. 

Ich bin also vielleicht in dem zauberhaften Winterwald. Die Sonne scheint zwischen den hohen Tannen durch, deren Äste sich unter der Schneelas biegen, und lässt das samtige Weiß glitzern. Es knirscht unter den Füßen und rieselt von den Bäumen. Die Luft ist frisch und klar und still. Und vermutlich bin ich genaus deshalb hier, der Stille wegen, der Ruhe, der Entschleunigung von Zeit und Alltag, der mit seinen Sorgen auf mir lastet. Nur für ein paar Stunden möchte ich sie los sein.... 
Und dann passiert es. Das Zauberwesen erscheint. Geben wir ihm meinetwegen eine Art engelhafte Gestalt, wegen Weihnachtszeit und so. Aber eigentlich ist es egal. Wichtig ist die Frage, die mir das Wesen stellt:"Wenn du einen Wunsch frei hättest, nur einen einzigen, und ich würde dir garantieren, dass ich ihn dir erfülle, egal, was es auch ist - was wäre es, was du dir am meisten wünschst?"
 Kaum endet die Frage, will ich schon zu einer Antwort ansetzen. Ohne nachzudenken und in nur einem einzigen Wort, wollte ich antworten.... Doch innerhalb einiger Sekundenbruchteile entscheide ich mich anders. Und ich sage:"Ich wünsche mir, dass all die Menschen, die mir lieb und wichtig sind, gesund bleiben, dass es ihnen gut geht, dass sie glücklich sind und ein zufriedenes Leben leben. Vieles soll ihnen gelingen, sie sollen immer Grund zum Lachen und zur Freude haben und wenn dem mal nicht so ist, so sollen sie den Grund bald wieder finden."
Das Wesen sieht mich einen Moment lang nachdenklich an. Ich warte irgendwie darauf, dass es jetzt einen Zauberstab oder sowas schwingt und "So sei es" sagt oder so. Aber es schaut mich nur an. Dann spricht's:"Ein recht uneigennütziger Wunsch ist das." Nach kurzem Schweigen sage ich: "Nein, eigentlich nicht." 
"Nicht?", hakt es nach. 
"Nein", antworte ich, "wenn es den Menschen die ich liebe gut geht, dann geht es auch mir gut. Wenn ich mir keine Sorgen um sie machen muss, habe auch ich weniger Sorgen, wenn wir Freude teilen, ist sie doppelt so groß." 
Wieder schaut's mich nur an.... "Vielleicht hast du recht", spricht's dann, "vielleicht gibt es keine uneigennützigen Wünsche. Auf jeden Fall ist es ein schöner Wunsch, und ich erfülle ihn dir gerne." Ich lächle und warte. Doch wieder rührt sich das Wesen nicht. Kein Zauberstab, kein Elfenstaub, nichts. Es schaut mich nur weiter an, aus diesen Augen, in denen sich die süße Unschuld eines Kindes und die kostbare Weisheit eines alten Mannes gleichzeitig widerspiegeln.... 
"Du hast gezögert", spricht's dann. 
"Was?"
"Du hast gezögert. Du wolltest erst einen anderen Wunsch äußern, hab ich recht?" 
Ich blicke zu Boden, fühle mich ertappt wie ein kleines Kind, welchem Mamas kostbare Vase zu Bruch gegangen ist und nun Schelte erwartet. 
"Verrate es mir", dringt sanft die Stimme an mein Ohr. 
"Nein, ich möchte nicht", sage ich, und scharre mit den Füßen im Schnee. "Du hast gesagt, dass du mir jeden Wunsch erfüllst, egal, was es ist. Ich möchte, dass du mir diesen erfüllst, den ich dir nannte." 
Schweigen. Stille. Ich glaube fast, den leise rieselnden Schnee auf den Boden fallen zu hören. Ich hebe den Blick. Augen. So faszinierende Augen... Schön, wissend, liebevoll. 
"Wenn du das so möchtest, werde ich es gewiss tun", spricht die Stimme, klar und silbern wie ein Glockenspiel.... "Doch lass mich dennoch den anderen Wunsch wissen." 
"Warum?"
"Ich weiß, dass der Wunsch, den du mir nanntest, von Herzen kommt. Doch der, den du nicht nennen willst, ist dein Herzenswunsch."
"Was ist der Unterschied?"
"Dass er noch ein Stückchen tiefer geht. Um genau zu sein, ist der Herzenswunsch eines Menschen der tiefste Wunsch, den er haben kann. Er ist die größte Sehnsucht, der schönste Traum - und somit auch Leid und Qual, wenn er ewig unerfüllt bleibt." 
Ich blicke wieder zu Boden. Meine Gedanken kreisen und gleichzeitig ist mein Kopf leer. Ich spüre Schwere in meiner Brust, da, wo der Wunsch sitzt... er drückt mich wie ein Schuh, der zu klein ist, er piekt mich wie eine feine Nadel, er zerrt an mir wie ein Kind am Rockzipfel der Mutter. Ich bemerke nicht, wie sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löst und lautlos in den Schnee tropft. Erst die Stimme des Zauberwesens macht mir dies bewusst: "Wieso willst du mir den Wunsch nicht nennen, wenn du hier und jetzt die Chance auf seine Erfüllung hast? Wieso willst du weiter Tränen weinen und dich in die Stille des Waldes flüchten, wenn du es schon ab Morgen nicht mehr müsstest?"
Durch tränenverschwommene Augen richte ich meinen Blick auf das Zauberwesen, welches nun nur noch Licht und Augen und Stimme ist. "Vielleicht gibt es keine gänzlich uneigennützigen Wünsche. Aber es gibt gewiss solche, die egoistischer sind als andere. Wie kann ich dieses Geschenk, welches du mir anbietest, auschließlich für mich beanspruchen, wenn ich stattdessen mich UND andere glücklich machen kann?" 
Stille, Schweigen. Augen blicken in Augen, wortlos, urteilslos.

"Nenne ihn mir", spricht die Stimme - und lässt in all ihrer Sanftheit doch keinen Widerspruch zu. 
Und ich spreche ihn aus, den einen Wunsch, das eine Wort, den Herzenswunsch....
"Liebe." 




"Liebe... ist niemals egoistisch.", sprach's und verschwand.



                                                                               Ende





Freitag, 19. Juli 2013

Rund um's geschriebene Wort II

Heute möchte ich keine Bücher empfehlen. Ich möchte nicht die Worte anderer resümieren, rezitieren oder dergleichen. Es soll um nichts Inhaltliches gehen. Sondern um das geschriebene Wort an sich, und welche Macht es besitzt.

"Ich brauche nichts als ein Stück Papier und ein Schreibwerkzeug, und ich werde die Welt aus den Angeln heben" (Friedrich Nietzsche)

Wie recht er doch hat. Aber wo Herr Nietzsche dies wohl im nur denkbar positivsten Sinne gemeint hat, möchte ich über die negative Seite dieser Macht schreiben.
Das geschriebene Wort kann unheimlich verletzend sein. Es hinterlässt Spuren, die das gesprochene Wort nicht mal ansatzweise zeichnen könnte.
Wenn dir jemand gegenüber steht und dir Unschönes mitten ins Gesicht sagt, dann ist das hart. Aber es ist auch vergänglich und vor allem dynamisch. Ein Streit von Angesicht zu Angesicht, eine Diskussion, die aus dem Ruder läuft...all das sind Worte, die nur für Sekunden in der Luft liegen und auf die reagiert werden kann, die in gleicher oder einlenkender Weise erwiedert werden können. Sie sind nicht mehr als ein mehr oder minder harter Schlagabtausch, bei dem ein absehbares Ende in Sicht ist.
Aber das geschriebene Wort ist für die Ewigkeit und statisch. Allein dieser Anblick von Schwarz auf Weiß macht es erbarmungslos, macht es so machtvoll, dass es sich in Augen und Seele brennt. Selbst wenn man das Papier, auf dem es steht vernichtet, sein Anblick bleibt in Erinnerung, seine Wirkung erhalten. Weil man nicht die Chance bekommt, darauf zu reagieren.
Eine geschriebene Antwort, ein schriftlicher Wiederspruch ist nicht das Selbe wie eine mündliche Erwiederung, die posthum erfolgen kann. Denn in der Zeit, in der man die schriftliche Antwort verfasst, nimmt das geschriebene Wort seinen Raum in den eigenen Gedanken und Gefühlen ein, mit dem Bestreben, dich von innen heraus zu vernichten. Man schreibt und kämpft zugleich, was sich auf die eigene Erwiederung auswirkt und sie in einer Weise verfälscht, so dass am Ende nicht mehr bleibt als eine wütende, trostlose Anklage ohne jeglichen Inhalt. Sie wird nicht im Mindesten das ausdrücken, was man eigentlich sagen möchte und wird dem Empfänger entweder eine vernichtende Genugtuung verschaffen - oder ihn in ähnlicher Weise verletzen.
Und dann geht das Ganze von vorne los, geht immer weiter, bis einer oder beide keine Kraft mehr haben.



Das geschriebene Wort kann zerstörerische sein. Seit vorsichtig mit den Worten, die ihr zu Papier bringt...