Samstag, 19. April 2014

Literaturanregung

Zu entscheidender Erschütterung eines Herzens bedarf das Schicksal nicht immer wuchtigen Ausholens und verstoßender Gewalt; gerade aus flüchtiger Ursache Vernichtung zu entfalten, reizt seine unbändige Bildnerlust. Wir nennen dies erste leise Berühren in unserer dumpfen Menschensprache Anlass und vergleichen erstaunt sein winziges Maß mit der oft mächtig fortwirkenden Gewalt; aber so wenig eine Krankheit mit ihrem Kenntlichwerden, so wenig beginnt das Schicksal eines Menschen erst, sobald es sichtbar und Geschehnis wird. Immer, im Geist und im Blute, waltet das Schicksal längst innen, eh es von außen die Seele berührt. Sich-Erkennen ist schon Sich-Wehren, und ein vergebliches zumeist.

( Untergang eines Herzens; aus Verwirrung der Gefühle von Stefan Zweig )



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Ich finde das ist ein sehr denkwürdiger Text. Was ich mir allerdings dabei denke und was mich veranlasst ihn zu posten, sei nun mal dahingestellt.
Trotzdem wollte ich euch das nicht vorenthalten und ich überlege gerade, ob ich hier auf dem Blog mal so eine Art "Literatur-Debatte" einführe, indem ich von Zeit zu Zeit einfach mal einen solchen Textausschnitt in die Runde werfe... naja mal schauen.
Wer seine Gedanken hierzu teilen will, immer gerne, ansonsten einfach sich seinen Teil denken ;)

2 Kommentare:

  1. "Immer, im Geist und im Blute, waltet das Schicksal längst innen, ..." Sorry, aber das halte ich persönlich für absoluten Quatsch!!! So etwas wie Schicksal gibt es nicht - Determinismus galore. Wenn alles vorbestimmt wäre, gäbe es kein Chaos. Und doch entsteht alles aus genau diesem - beginnend mit dem Urknall oder persönlich mit der Geburt. Was dann kommt, ist zunächst einmal purer Zufall und abhängig von den Faktoren, in die Mensch hineingeboren wurde ... Der Haupt-Verwirrte ist da also der Autor ;)
    LG,
    Ralph

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  2. *freu*.... wie schön dass wir doch ab und an gleiche Gedanken haben ^^

    Genau die letzten beiden Sätze stören mich nämlich auch... bzw. lösen sie einen kleinen Zwiespalt in mir aus. Ich denke, aufgrund dessen wie man ist, was für Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale man hat (und die von dir erwähnten Faktoren, die einen prägen dabei), führt man bestimmte Dinge herbei oder eben auch nicht herbei
    Mit dem letzten Satz ist dann vielleicht gemeint dass man, wenn man sich dessen zu sehr bewusst ist, vielleicht aber auch ein bisschen gegen sich selbst arbeitet, weil man Dinge nicht wirklich auf sich zukommen lassen kann... das finde ich durchaus einen Gedanken wert.
    Allerdings finde ich persönlich es wichtig, eine gewisse Selbstkenntnis zu haben und zu wissen/spüren was man braucht.... dass das quasi als eine Abwehrhaltung gegenüber einem vorbestimmten Schicksal (an welches ich eben auch nicht glauben mag) angedeutet wird, gefällt mir daran aber eher weniger.

    Hach siehste, so hab ich mir das vorgestellt ^^
    Und ich wusste dass du der Erste sein wirst, der seinen Senf dazu gibt ;)
    Danke dir für das Teilen deiner Gedanken ;)

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