Donnerstag, 9. Januar 2014

Vergessen

"Auf Befehl etwas spontan zu tun, ist ebenso unmöglich, wie etwas vorsätzlich zu vergessen oder absichtlich tiefer zu schlafen."
(Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein)

Ich muss dieses Buch jetzt endlich mal lesen, es steht schon so lange auf meiner Liste. Da hin gekommen ist es zum einen, weil ich Watzlawicks Kommunikationstheorie sehr interessant fand. Zum anderen und vor allem aber steht es deswegen dort, weil der Titel einen Hobbymelancholiker und Selbsthilfebuchverabscheuer wie mich einfach anspricht. Was ich mir davon verspreche weiß ich nicht so genau. Vielleicht sowas wie Bestätigung, dass nicht nur ich das Talent habe, mir das Leben schwer zu machen oder vielleicht sogar, dass das an sich gar nicht mal so dumm ist, wenn man Tendenzen dazu hat. Oder vielleicht mag ich auch einfach nur die offensichtliche Ironie: Ein Anti-Ratgeberbuch, welches aber schlussendlich dann vermutlich genau Selbiges ist...allerdings halt ohne diesen trashigen "Das Leben ist ja soooo toll wenn du dich selbst toll findest"- Müll ...*würg*....
Egal, eigentlich wollte ich das Buch hier auch nur mal am Rande erwähnt haben.


Das Zitat betreffend beschäftigt mich gerade der Teil mit dem Vergessen.

Weil es noch immer diverse Gedanken gibt, die in regelmäßigen Abständen in meinem Kopf rumpoltern, obwohl sie das absolut nicht sollen. Sie sind zwar nur noch schattenhaft, lange nicht mehr so vereinahmend wie sie das mal waren. Aber sie sind immer noch da. Und haben noch dazu diese Neigung, in die bittersüßen Gefilde des Wunschdenkens abzudriften. Nicht gut. Denn zurück bleibt dann nur die vertraute aber wenig tröstliche Melancholie.
Aber wie Herr W. doziert, man kann einfach nicht vorsätzlich etwas vergessen. Da gibt es keine Löschtaste, keinen Radierer. Bestenfalls kann man es mit genügend Willenskraft und/oder Ablenkung in eine Schublade sperren. Aber seine Existenz lässt sich nicht leugnen, höchstens temporär. Und vermutlich ergibt das auch Sinn, dass das so einfach nicht funktioniert....
Denn ist die Unmöglichkeit vorsätzlichen Vergessens nicht ein Hinweis darauf, dass man in irgendeiner Weise noch nicht damit abgeschlossen habe? Bzw. ist Vergessen (wollen) überhaupt ratsam, geschweigedenn sowas wie "heilsam"? - Man sollte, so denke ich, doch wohl nichts vergessen, was einen geprägt hat. Alles, was uns irgendwann mal wiederfahren ist oder jeder Mensch, der uns auf irgendeine Art und Weise ein stückweit begleitet hat, macht einen Teil dessen aus, wer und was wir heute sind. Vergesse ich das, vergesse oder verleugne ich ein Stück von mir selbst...
Ist vielleicht etwas arg melodramatisch ausgedrückt. Und sicher auch (mal wieder) nicht universal zu betrachten. Aber egal, inwiefern ich damit "Recht" haben mag oder nicht, egal ob das Nichtfähigsein zum Vergessen nun ein Indikator für noch nicht Aufgearbeitetes oder eine Art Beitrag zum eigenen Selbstbild ist - es bleiben dennoch diese unseeligen Schattengedanken, mit denen man sich rumplagt....Und mit ihnen die Frage, wie man damit umgehen soll, wenn man sie doch nicht vergessen kann (soll). Was ist also zu tun? Vermutlich nix. Außer weiterleben.
Denn erfahrungsemäß war es bislang auch immer so, dass man irgendwann wieder in der Lage ist, sich an Lebensabschnitte oder Menschen zu erinnern, ohne dass sich dieser Trübsinn breit macht. Das Bedauern verebbt allmählich und man kann sich wieder an die schönen Zeiten erinnern, ohne dass es sich gleichzeitig scheiße anfühlt. Und dann ist es gut. Abgehakt.

Also, ihr Schattengedanken, treibt weiter euer Unwesen in meinem Kopf - irgendwann seit ihr dann auch "vergessen"....

6 Kommentare:

  1. Ich mache mal eine Brainstorming-Argumentationskette, die mir nach dem Lesen Deises Posts so in den Sinn gekommen ist: Der Versuch, etwas zwanghaft zu vergessen führt zwangsläufig zu einer Verdrängung dessen, was frau vergessen möchte. Verdrängtes ist perfekt mit "Gedanken im Schatten" beschrieben. Nicht auf den ersten Blick sichtbar aber immer da, sobald etwas Licht auf die Gedanken scheint, in dessen Schatten sich die "Schattengedanken" verstecken können. Was hilft: ordentlich Licht draufgeben, dass kein Platz mehr für den Schatten ist. Perfekt ausleuchten. Sprich: sich mit dem, was frau verdrängen möchte, auseinandersetzen. Denn wir sind doch nicht mehr als die Summe unserer Gedanken/Erfahrungen ...

    Oder so ;)

    AntwortenLöschen
  2. War das jetzt eigentlich eine Zustimmng oder ein Widerspruch? Oder beides oder weder noch? ^^
    Und wieso betonst du das weibliche Geschlecht hier so explizit, frag ich mich grad. Vergessen/Verarbeiten Männer schneller, leichtr, bedenkenloser? Ist Verdrängung etwa eher eine weibliche Eigenschaft?
    Und überhaupt: Verdrängt wurde hier gar nix, jedenfalls nicht absichtlich (darum ging es ja, ich bin definitiv kein Freund vorsätzlichen Vergessenwollens). Vielmehr war es die - scheinbar fälschliche - Annahme, damit bereits abgeschlossen zu haben, bzw. mich damit befasst zu haben. Denn wenn ich was die letzten Woche gemacht habe, dann war das ausleuchten....
    Aber vielleicht brauch ich ja ne stärkere Glühbirne ;)
    Oder auch einfach nur noch ein bisschen Zeit....

    AntwortenLöschen
  3. Männer sind perfekte Verdränger - und ich machte nur ein Brainstorming zu Deinem Post. Hatte mit Männern und Frauen an sich gar nichts zu tun ;) Aber Licht und Zeit, das hört sich gut an ...

    AntwortenLöschen
  4. Na gut, also keine Diskussion um geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich emotionaler Verarbeitungsstrategien (ich find das grade gleichermaßen erleichternd wie schade ^^)

    Licht und Zeit hören sich vor allem pötisch an, findest du nicht? ;)
    Bleibt zu hoffen, dass sie - in diesem Sinne - nicht für'n A**** sind.... ^^

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Für einen schönen Arsch sind Licht und Zeit in keinem Fall verschwendet^^

      Löschen
    2. .....*kopf auf die tischplatte knallen lässt*.......

      ^^

      Löschen