Sonntag, 12. Januar 2014

Projekt 52 Bücher - Woche 49

Die Blogmuddi macht selbstverfreilich auch im neuen Jahr weiter mit dem Projekt und verlangt nach literarischen Ergüssen. Da ich in letzter Zeit projektmäßig ziemlich geschludert habe (Schande über mein Haupt -.-) und ich eh schon die ganze Zeit eine ganz bestimmte Buchrezi einstellen wollte, modle ich Muddis Motto mal so um, dass besagtes Buch da irgendwie reinpasst...( was nicht passt wird passend gemacht! ^^).

Also, erst mal das Motto: Mein erstes Mal. Dieses Buch war das erste selbstgelesene/verschenkte/gekaufte/tränenauslösende/abgebrochene/mehrfach gelesene/für ein bestimmtes Genre begeisternde oder sonstiges, was sich ins literarische Gedächtnis einbrannte.

So, und ich sage nun: Mein erstes sogenanntes Bestsellerbuch:  "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes.
So ganz stimmt das natürlich nicht, ich habe sicher vorher auch schon Bücher gelesen, die in diese Kategorie fallen. Ich meine aber so die Art von Büchern, die über einen längeren Zeitraum hinweg echt überall, in jedem Katalog, in jedem Buchgeschäft absolut überüberüberdeutlich angepriesen werden, mit Schildern und Extraseiten, die einen förmlich anschreien "LIES DAS GEFÄLLIGST!!!"
Ich denke ihr wisst was ich meine. Und normalerweise meide ich solche Bücher. Der profane Grund dafür ist, dass es sich dabei oftmals um Genres/Themen handelt, die schlichtweg nicht meinen persönlichen Lesegeschmack treffen. Der etwas arrogantere Grund ist, dass ich dem Geschmack der breiten Masse im Allgemeinen nicht besonders (viel zu-) traue....Und abgesehen davon löst eben diese rigoros aufdringliche Art zur Leseaufforderung bei mir eher Widerwillen als Neugierde aus. 
Nun, ich will euch nicht mit den näheren Umständen, unter welchen dieses Buch dann doch den Weg in meinen Besitz gefunden hat, langweilen. Kurzfassung: "Verzweiflungstat" nach hirnzermatschender Klausur und unfreiligem Zeittotschlagen am Frankfurter Bahnhof, weil's die Bahn mal wieder versaut hat...
Egal, das Ende vom Lied war eine mehr als positive Überraschung (oh mein Gott.... ich wage es kaum auszusprechen, aber: um 25 Ecken rum kann also sogar die Deutsche Bahn zu was nutze sein...). Denn als ich das Buch dann endlich mal angefangen hatte (aus diversen Gründen lag es nämlich erst noch ein paar Wochen unberührt im Regal herum), konnte ich es nicht mehr weglegen.
Kurz zusammengefasst könnte man es als eine Art "Ziemlich beste Freunde" mit geschlechtergemischten Protagonisten bezeichnen.
Eine junge Frau aus der Mittelschicht gelangt durch Zufall an einen Pflegejob für einen Tetraplegiker (nahezu gänzliche Bewegungsunfähigkeit) aus der Oberschicht. Aber nicht nur die unterschiedliche Schichtzugehörigkeit (welche in England doch noch viel Gewicht hat), sondern auch die generell sehr verschiedenen Persönlichkeiten der beiden Hauptfiguren, machen deren schrittweise und zunächst eher unfreiwillige Annährung aneinander für den Leser gleichermaßen amüsant wie interessant.
Will führte vor seinem Unfall ein sehr aktives und aufregendes Leben, was ihm seinen jetzigen Zustand umso unerträglicher macht. Louisa ist bislang nicht aus ihrem Kleinstadtnest herausgekommen und hatte auch keine Ambitionen dazu. Ein Umstand, der Will unbegreiflich ist und ihn zunächst noch schlechter auf Louisa zu sprechen macht als ohnehin schon, ist sie seinen Augen doch auch nur eine weitere Person in seinem Leben, auf die er angewiesen ist. Aber warum hat ausgerechnet Louisa, die weder Erfahrung mit pflegerischen Tätigkeiten hat noch sonst dem Typ Mensch entspricht, mit dem eine gut situierte Familie wie Wills Umgang pflegt, den Job überhaupt bekomme? Louisa ist mit ihrer zum einen flippig wirkenden und zum anderen ganz und gar unbedarften Art für Wills Familie der sprichwörtliche Strohhalm, an den sie sich verzweifelt klammern, um Will endlich aus seiner Lethargie herauszuholen. Dass hier noch wesentlich komplexere und auch dramatischre Beweggründe dahinter stecken, wird sowohl dem Leser als auch Louisa selbst erst nach einiger Zeit bewusst....
Die Autorin fokussiert nicht nur die beiden Protagonisten, sondern entfaltet auch jeweils deren soziales Umfeld (hauptsächlich die Familie) und Lebensunstände. Diese Beschreibungen gewähren dem Leser nach und nach ein "Kennenlernen" der Hauptfiguren, so dass man mit dem Forschreiten der Geschichte immer tiefere Einblicke in deren Persönlichkeit bekommt, während das Gleiche bei Louisa und Will stattfindet.

Es ist schwierig, noch näher auf die Geschichte einzugehen ohne zu spoilern, weswegen ich es hiermit gut sein lasse. Alles in allem kann man dem Buch meiner Meinung nach nicht vorwerfen, es sei - wie es die Aufmachung "Bestseller" und auch der Klappentext evtl. vermuten lassen - seicht oder gar kitschig. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, es ist ein herzerwärmendes, durchaus so manches mal zu Tränen rührendes Buch, ohne aber überkandidelt zu sein. Man begleitet hier als Leser zwei facettenreiche Personen, liest irgendwann nicht mehr einfach nur über sie, sondern lacht und leidet mit ihnen. Ich habe mich schon lange nicht mehr emotional so in ein Buch vertiefen können wie in dieses...
In diesem Sinne: Sehr empfehlenswert, ausnahmsweise hat die breite Masse hier mal guten literarischen Gemschmack bewiesen.






8 Kommentare:

  1. Das Buch wird ja beinahe überall in den höchsten Tönen gelobt... Vielleicht überwinde ich mich dann doch mal. Bücher, bei denen sich viel um schwere physische Krankheiten dreht, haben eigentlich einen schweren Stand bei mir.

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  2. Ach ja, das mit dem Hype geht mir ähnlich, deswegen bin ich auch relativ spät zu "Harry Potter" gekommen. Manchmal ist doch was an dem Wirbel dran.

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  3. Harry Potter hab ich bis heute nicht gelesen, aber die Filme hab ich mir auch erst relativ spät angesehen. aber ja, so manchmal lohnt es sich, sich zu überwinden ;)
    Ich weiß zwar nicht, warum du Bücher in denen es um Erkrankungen geht nicht magst und wenn du Probleme damit hast, würde ich dir vielleicht tatsächlich davon abraten, da es teilweise doch sehr eingängig beschrieben ist... Aber die Story ist halt wunderschön. Naja, musst du wissen :)

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    1. Weil ich in meinem Leben schon genug mit Krankheiten zu tun hatte und habe (eher nicht bei mir, aber halt im Umfeld), zwar nicht die, die im Buch beschrieben wird, aber meine Neigung, mich beim Lesen dann auch noch mit Krankheiten zu beschäftigen, ist deshalb sehr, sehr gering. Gibt ja zum Glück auch wunderschöne Storys, bei denen Krankheiten nicht im Mittelpunkt stehen. (Dass Krankheiten in vielen Büchern vorkommen, ist klar, ich meine wirklich nur die Bücher, bei denen sie praktisch Dreh- und Angelpunkt sind.)

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    2. Kann ich nachvollziehen. Lesen soll entspannen und einen "flüchten" lassen können, da will man sich echt nicht noch mit Themen befassen, die einen eh schon umtreiben.
      Von daher rate ich dir glaub ich wirklich lieber von diesem Buch ab. Es wird zwar nicht ständig explizit auf die Erkrankung eingegangen, trotzdem ist sie das, was das Leben aller Protagonisten beeinflusst. Letztlich zwar nicht nur im negativen Sinne, aber trotzdem.

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  4. Herrlich - jemand, der ähnlich denkt wie ich! Ich mag das auch nicht gern, wenn einem Kataloge, "Experten", Buchhandlungen und Co. ein ganz bestimmtes Buch immer und immer wieder aufdrängen wollen. Das sorgt bei mir dann genau für das Gegenteil, nämlich, dass ich das Buch net mal mit dem A**** angucke. Bestes Beispiel: da wurden vor einem oder max. 2 Jahren diese "Tribute von Panem" total hochgelobt. Ich tat mir die Bücher vor ein paar Wochen dann doch an und war maßlos enttäuscht!!

    Auch das vorgestellte Buch gehört in diese Kategorie, aber wenn es dich überzeugt hat, dann sollte ich mich vielleicht doch mal auf andere Pfade begeben...

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  5. Ja, ich denk mir auch immer, wenn ich dann an diesen hübsch drapierten Bestseller-Büchertürmchen vorbeilaufe (oder besser gesagt fast reinrenne, weil die ja immer so platziert werden, dass man kaum einen Bogen drum machen kann), eigentlich fehlt jetzt nur noch der leuchtende Blinkpfeil, damit es auch ja jeder Idiot mitbekommt, dass man sich hier in Gesellschaft "exquisiter" Literatur befindet..... *anfall kriegt*!
    Aber trotzdem, bei diesem Buch muss ich meine Aversion diesbezüglich zurücknehmen. Mir hats gefallen :)

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    1. Ich mag zB. auch diese schreienden Katalog-Werbungen nicht- Oder die Flyer, die sie einem oft dann in neu gekaufte Bücher schmuggeln. Mag sein, dass ich dadurch oft gute Bücher verpasse, aber ich mag es einfach nicht, wenn mir etwas aufgedrängt wird. Ich mag lieber selber entscheiden, was ich gut finde und was nicht!

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