Mittwoch, 5. März 2008

Irisches Tagebuch - Part II

weiter gehts mit....

...07.02.08 - 3. Tag
Das Wetter ist trüb, meine Stimmung irgendwie auch, keine Ahnung warum.
Nach einer ca. 1stündigen Autofahrt erreichen wir die nächstgrößte Stadt Castlebar. Zum Bummeln gehn braucht man kein schönes Wetter, denken wir uns. Doch dort angekommen herrscht Sonnenschein und frühlingsgleiche Temperaturen. Keine ahnung, wie wir das immer hinkriegen....
Wir trinken den obligatorischen Urlaubs-Irish-Coffee und ergattere 2 sehr preisgünstige Hosen die wie angegossen passen (wäre ein weiterer Auswanderungsgrund ^^).
Auf dem Weg nach Hause entdecke ich es endlich: Das Heinrich-Böll-Cottage!
Hier lebte die Familie Böll in den 50er Jahren und Heinrich Böll schrieb hier unter anderem sein "Irisches Tagebuch" (die ganz schlauen und belesenen unter euch haben die Anspielung des Post-Titels ja sicher schon verstanden ^^). Wir wussten, dass das Haus in unserer Nähe sein musste, haben aber nie eine genaue Beschreibung gefunden. Tja, es war von unserem Haus aus gerade ein paar hundert Meter die Straße rauf und wir sind bisher bestimmt schon 10 mal dran vorbeigefahren.
Besichtigen kann man es leider nicht, da es noch immer an Künstler vermietet wird und es somit auch gerade bewohnt war.
Aber ein paar Bildchen von Außen gibts:

Ach ja, eins noch: wenn ihr in Irland seit und Bock auf Burger und Pommes habt, dann geht zum guten alten Mc'Doof - und nicht in einen kleinen Imbiss in einer fragwürdigen Seitenstraße.....


08.02.08 - 4. Tag
Wetter is wieder subbä. Scheint sich auf dieser Insel abzuwechseln. Ich studiere wieder das Buch über Achill und bin fasziniert, was es hier alles zu entdecken gibt und buchsiere meine Eltern zum Auto....
Hier ein paar Fotos vom wunderschönen Strand von Keel, dem größten auf Achill:
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Der "schlafende Riese" von Achill...
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Flaschenpost *g*


Ein Stückchen weiter entdecken wir die Stelle, an der Don Allum, der erste Mensch, der in beide Richtungen über den Atlantik ruderte (!), anlegte; am Cloghmore Peer in Dooagh: click

Auf dem Rückweg dann, enntdecken wir etwas, was aus der Ferne verdächtig aussieht wie das "Desertet Village" (verlassene Dorf), welches in vielen Büchern über Achill erwähnt ist und über welches auch Heinrich Böll in seinem "Irischen Tagebuch" schrieb. Dieses Erlebnis muss ich nun wieder auführlicher schildern:
Das Desertet Village liegt groteskerweise - und zugleich auch irgendwie passend - neben dem Dorffriedhof (hier übrigens sehr interessant: vorne die neuen Gräber, der alte Teil noch bestückt mit verwitterten, keltischen Kreuzen...)
Wir überlegen gerade, ob wir uns jetzt auf den Weg machen, die alten Steinruinen zu besichtigen, oder erst nochmal nach Hause fahren, da nimmt uns das Leben diese Entscheidung ab und zeigt einmal mehr, wie sarkastisch es sein kann:
Denn gerade in diesem Augenblick kommt ein Trauerzug die Straße herauf gerollt. Der Leichenwagen vorne weg und scheinbar ganz Achill Island hinterher (kein Wunder, die Beerdigungen werden morgens im Radio durchgesagt. Ohne Witz!).
Und somit herrscht nun auf einmal, hier am Eingang des verlassenen Dorfes, auf sehr ironische Weise ein reges Leben - und das quasi wiederum im Angesicht des Todes.....

Wir verziehen uns also und kehren eine gute Stunde später wieder zurück. Der Trauerzug ist wieder abgezogen, nur noch eine Hand voll Männer ist dort, vielleicht die Totengräber, sofern es diese Berufsbezeichnung heute tatsächlich noch gibt.
Und wo bei uns in Deutschland ein flüchtiges "Guten Tag" das höchste der Gefühle gewesen wäre, präsentiert sich uns hier nun in einem von ihnen das fleischgewordenen Abbild irischer Freundlichkeit.
"Hi, how are you?", begrüßt uns dieser ca. mitte fünfzig Jahre alte Mann in Karohemd, Latzhose und Gummistifeln, als würde man sich bereits kennen. Und ehe wir uns versehen, hat er eine Zigarette im Mund und das sympathischste Lächeln der Welt im Gesicht und beginnt, als er sieht, das wir Touristen sind ("Ah, Germany! Henry Bolls country!"), uns eine gut 20minütige Geschichtsstunde über Achill Island zu geben. Mit sichtlichem Stolz und diesem charmanten, leicht gälischem Akzent ("Oh it's a veery lovAley day!" ; "You hAv ben tu Ceshelbaa?"^^) erzählt er uns von St. Patrick, Grace O'Malley etc.
Am liebsten wäre ich mit ihm in den nächsten Pub einen trinken gegangen ^^
Bevor wir uns auf den Weg machen, kommt noch so ein Exemplar herangebraust und zu meinem Vater gewand fragt er "Oh, two women? What's the secret?" *ggg*

Doch nun zum verlassenen Dorf:
Wir streifen zwischen den 77 Steinruinen umher und ich bin auf eine seltsame Weise fasziniert und berührt von diesem "Skelett einer verlassenen Siedlung", wie Böll es nannte, würde am liebsten auf den Slievemore hinaufklettern, um diesen Anblick von oben zu genießen.
Nun, bewohnt ist dieses Dorf natürlich nicht mehr - und so mystisch die Stimmung auch sein mag - verlassen oder gar trostlos wirkt es jedoch auch nicht -> die Schafe jedenfalls betrachten unser "Eindringen" in ihr Domizil, dass sie eindeutig zu ihrem gemacht haben, mit gewisser Skepsis *g*
Ich fühle mich seltsam angezogen und in gewisser Weise sogar inspiriert von diesem Ort. obwohl alles irgendwie sehr abstrakt wirkt....
Historie und Mythik prallen aufeinander, und zugleich wirkt es wie eine (teilweise sogar diletantisch) aufgestellte Filmkulisse für einen Mittelalterfilm....
Aber seht nun selbst:
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Isch bin de King! *g*


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to be continoued......

1 Kommentar:

  1. Also bei dem Letzen Bild hätte mer die Emma hinlegen können ...anderes Lebewesen gleicher Effekt loool

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