Donnerstag, 6. August 2015

Ein Sonett zur Nacht

Nie soll für Seelen, die das Leben bindet,
ein Hemmnis gelten. Liebe ist nicht Liebe,
die sich verwandelt, wo sie Wandel findet,
sich treiben ließe, wenn sie einer triebe.

O nein! Sie ist das Zeichen, fest gegründet,
das unter jedem Sturme mag bestehn;
der Stern ist sie, der jedem Schiffe zündet,
sein Stand nur läßt sich, nicht sein Wert ersehn.

Die Liebe trotzt der Zeit, ist auch die Glut
von Wang und Mund in ihren Kreis gebannt;
die Liebe wechselt nicht mit Ebb und Flut,
sie dauert fort bis an der Zeiten Rand.

Wenn einer dies als falsch erweisen kann,
so schrieb ich nie, noch liebte je ein Mann.



(William Shakespear)

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