Freitag, 7. März 2014

Die Sache mit der Integrität

Was ist, wenn die sogenannten gesellschaftlichen Konventionen so überhaupt nicht konform zur eigenen Wesensart sind?
Was ist, wenn man Aspekte der eigenen Person, tiefgreifende Bedürfnisse, krampfhaft unterdrücken muss, weil man fürchten muss, sich lächerlich zu machen?
Weil diese ungeschriebenen Verhaltensregeln einem suggerrieren, dass man das "halt nicht macht". dass es "komisch rüberkommt".  
Aber man selbst findet es an sich nun mal nicht lächerlich, sondern einfach richtig. Und wichtig, für einen selbst. Das Einzige was einen zurückhält ist die (begründete) Angst vor Unverständnis.

Ein (überspitztes) Beispiel: Wer würde schon auf die Idee kommen, durch die Straßen zu laufen und einen wildfremden Menschen einfach so zu umarmen? Das macht man nun mal nicht. Weil diese Person mindestens irritiert wäre, wahrscheinlich sogar verschreckt. Sie würde einen zurückstoßen.
Und würde sie fragen "Was zum Teufel soll das?!", und du würdest antworten "Weil ich so bin.", dann wäre das für diese Person und für alle anderen außenrum nicht im Mindesten ein akzeptabler Grund........
.....unter 1000 Menschen gäbe es vielleicht einen, der einen nicht zurückstoßen würde. Der es nicht lächerlich fände, nicht verrschreckt zurückweichen würde, der vielleicht genauso handeln würde oder es zumindest verstehen kann, dieses Bedürfnis, oder aber es auch einfach nur akzeptiert. Aber die Chance, ausgerechnet diesen Menschen zu umarmen, ist sehr gering...

Also, was sollte man tun? Sich der allgemein anerkannten Norm anpassen, um dem Risiko der Lächerlichkeit und des Unverständnisses zu entgehen? Zum Preis davon, mit mal mehr, mal weniger großer, aber dennoch dauerhafter Anstrengung einen wesentlichen Teil des eigenen Selbst zu unterdrücken?
Oder weiter machen? Immer wieder in Kauf nehmen, zurückgestoßen zu werden.... aber dabei wenigstens das Gefühl von Integrität zu haben...

5 Kommentare:

  1. Hm - vielleicht wäre es manchmal einfacher, den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, den Kopf einzuziehen und sich zu verstellen. Ich wünsche mir manchmal, dass ich das könnte, dass ich mich gewissen anderen Personen gegenüber zurücknehmen könnte.
    Doch im Grunde genommen gelingt es mir sehr selten, vielleicht, weil ich das eigentlich gar nicht will. Auch wenn mir meine Art manchmal ziemliche Probleme einbrockt, weil manche Menschen der Meinung sind, dass ich, so wie ich bin, nicht so bin, wie sie das gerne hätten... *grübel*

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    1. Weißt du, ich hab irgendwie oft das Gefühl, dass diese Gesellschaft Probleme mit Individualismus hat. Oder vielleicht besser gesagt mit Offenherzigkeit. Nicht, dass ich der aufgeschlossenste Mensch der Welt wäre, eher im Gegenteil. Aber das ist vermutlich der Punkt: Eine offene Art wird immer gleichgesetzt mit einer lockeren Art. Alles ist immer so "Hey, alles easy, alles cool, alles lustig"..... Aber wehe es geht mal um tiefgreifendere Dinge... die traut sich keiner offen auszusprechen.

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    2. Und wenn einer den Mut hat, sie auszusprechen, dann wird er entweder lächerlich gemacht, oder man nimmt ihn nicht ernst! Ja, die Gesellschaft hat ein Problem mit Individualismus, auch wenn sie ständig das Gegenteil behauptet!

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  2. Wenn jeder sich so gäbe, wie er wäre, sprich also täte, was er wollte ... mal ein überspitztes Beispiel^^ Ich fasse jeder Frau, die mir gefällt, mal einfach so in den Schritt - weil ich so bin. Weil mir das eben gefällt und ich gegen die gesellschaftlichen Konventionen bin, die so etwas nicht nur tabuisieren, sondern (zurecht) sogar unter Strafe stellen. Nun wirst Du sagen "das ist aber auch extrem" und ich sage: "Nö". Ist das gleiche Prinzip. Denn wer zieht da wo die Grenze?
    In einer Gesellschaft gibt es Werte und Normen. Die muss man nicht alle teilen, aber zum Zuammenleben sind sie mehr als hilfreich. Deshalb gibt es Vereine, geschlossenen Gruppen o. ä., wo Menschen, nur legale Dinge meine ich, ihren speziellen Neigungen und Wünschen nachgehen. Spielzeugeisenbahnliebhaber treffen sich auf dem Dachboden und bauen ein großes Schienennetz, SM-Liebhaber treffen sich im Keller und gehen dort ihren Neigungen nach. Und nicht in der Fußgängerzone! Denn es gibt auch Eisenbahnhasser^^
    In diesem Sinne, schönes WE ;)

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    1. Nun, zuerst möchte ich sagen, dass du mit den Werten und Normen selbstverständlich Recht hast, man kann nicht tun und lassen was man will wenn ein Zusammenleben funktionieren soll, weder im großen gesellschaftlichen Rahmen noch im engeren, z.B. Freundschaften oder Partnerschaften betreffend. Wie heißt es so schön? "Die eigene Freiheit hört dort auf, wo die eines anderen beginnt."
      Allerdings ist das ein völlig anderer Schuh zu dem, was ich meinte. Ich spreche nicht von irgendwelchen Neigungen oder gar Grenzüberschreitungen im Sinne von Missachtung des persönlichen Rechtes. In diesem Sinn war mein Beispiel wohl nicht viel weniger extrem als deines und scheinbar nicht gut gewählt.
      Es geht mir vielmehr darum, dass man die eigenen Wertevorstellungen doch auch in die Praxis umsetzen sollte. Integrität eben. Und wenn ich es für mich selbst für wichtig und richtig erachte, einem anderen Menschen stehts offen und ehrlich gegenüberzutreten, dann sollte ich das tun, weil ich mich andernfalls verstellen muss. Und genau dazu sehe ich mich oftmals gezwungen. Und das nicht, weil ich damit einen anderen verletzen könnte, sondern eher im Gegenteil, weil ich mich verletzbar mache. Weil es mir eben oftmals so vorkommt dass man seine Mitmenschen einfach überfordert, wenn man nicht dem allgemeinen Konsens von Oberflächlichkeit und Lockerheit angepasst ist.
      Ich renne bestimmt nicht durch die Straße und erzähle jedem wie ich mich fühle. Aber in bestimmten Situationen, in bestimmten zwischenmenschlichen Kontexten, möchte ich mich nicht zurückhalten müssen. Und ich finde es traurig, dass mir das immer wieder Kopfzerbrechen machen muss. Weil das was zu sein scheint, was man "unter Kontrolle" haben sollte.

      Wie immer Danke für deine Gedanken und dir auch ein schönes We :)

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