Mittwoch, 30. Oktober 2013

Es ist nicht so leicht...


Ich war weder jemals wirklich dafür noch in der Lage, meine Gefühle vor meiner Umwelt zu verstecken.
Das überhaupt nicht zu können, ist leider nicht immer ein Vorteil…
Es sich aber nicht auch noch anzutun, in ohnehin schon selbstquälerischen, emotionsüberlasteteten Zuständen alles in sich hineinzufressen, ist denke ich irgendwo einfach nur gesund.

Allerdings ist es abgesehen von dieser Ventilfunktion nicht unbedingt hilfreich, wenn man bei Freunden und Familie in Tränen ausbricht. Dann kommen nämlich folgende Reaktionen:
"Nimm dir das nicht so zu Herzen", "Das ist die Tränen nicht wert", "Mach dich doch nicht selbst so fertig", "Es ist nicht allein deine Schuld", "Sieh es als Erfahrung", "Es ist noch nicht zu Ende, warte ab".....
All diese Worte, meist gepaart mit festen Umarmungen und rhythmischem über den Rücken streichen, wollen einem nur Gutes. Sie wollen trösten, aufbauen, gut gemeint belehren.
Aber letztlich helfen sie nicht wirklich. Aus drei Gründen:
Weil es schlussendlich eine Sache ist, die man mit sich selbst abmachen muss, und kein noch so gut gemeinter Rat kann einem das abnehmen.
Weil die Menschen, von denen diese Worte stammen, viel zu nahe an einem dran sind, als dass sie einen weiter leiden sehen wollen. Und daher einfach nur versuchen, einen von den Selbstvorwürfen abzubringen.
Und weil diese Worte schlichtweg auch einfacher gesagt sind als getan.

Denn es ist nicht so leicht….

…. zu verkraften, dass man selbst etwas kaputt gemacht hat, was einem wichtig war.
…. festzustellen, dass man offensichtlich so große Angst vor Enttäuschung hat, dass man sich letztlich von seinen eigenen Zweifeln hat täuschen lassen.
…. mit dieser Unwissenheit umzugehen, diesem Warten, ob man noch einmal eine Chance bekommen wird oder nicht. Und dabei genau zu wissen, dass es ironischerweise genau dieses nicht-ertragen-können von Ungewissheit war, was einem den ganzen Mist überhaupt eingebrockt hat.
…. wenn diese unbändige Sehnsucht nach Vertrauen so groß ist.... man aber feststellt, dass man  selbst offensichtlich genau dazu nicht in der Lage ist (oder sich vielleicht auch einfach nur weigert, blind zu vertrauen?)
….sich immer wieder zu fragen, wo verdammt noch mal die Logik bei all dem steckt, weil es rein rational betrachtet absolut keine gute Erklärung dafür gibt, sich so verhalten zu haben und auch nicht dafür, jetzt so sehr darunter zu leiden, dass es einen einfach nicht loslassen will.
…. begreifen zu müssen, dass es aber nun mal Situationen gibt, die aus purem Gefühl bestehen, fernab allen Verstandes. Und man wohl doch mehr Gefühlsmensch ist, als man es sich selbst eingestehen wollte.
…. ständig zu schwanken zwischen "Hoffnung nicht aufgeben und Geduld beweisen" und dem Flehen ins Unbekannte, dass dieser Wartezustand einfach nur zu Ende sein soll, irgendwie...


Es ist nicht leicht, sich all das vor Augen halten zu müssen, es aushalten zu müssen. 
Es ist nicht leicht diesen Spagat zwischen Selbstvorwurf und sich selbst verzeihen zu meistern.
Ich glaube, wenn man seine Fehler klein redet, dann lernt man nicht aus ihnen. Ich glaube, wenn man sich zu schnell abzulenken versucht, wenn man zu schnell die Sache hinter sich bringen will, weil es so schwer zu ertragen ist - dann wird man es letztlich ewig mit sich herumtragen.
Und doch muss man gleichzeitig einen Weg zu finden, diese Selbstvorwürfe nicht ausarten zu lassen. Denn sonst bleibt die pure Verzweiflung zurück. Und das kann es ja auch nicht sein, nur weil man in eine Situation geraten ist, mit der man nicht umzugehen wusste. Nur weil einen die eigenen Emotionen überrannt haben. Nur weil man auch erst seine Erfahrungen machen muss. Nur weil.....man eben auch nur ein Mensch ist! 

Was sagte eine Freundin heute zu mir (als sie dann auch mit ihren Tröstungs- und Aufbauversuchen durch war): "Es ist nie leicht etwas zu verlieren, was einem wichtig ist"

6 Kommentare:

  1. …. begreifen zu müssen, dass es aber nun mal Situationen gibt, die aus purem Gefühl bestehen, fernab allen Verstandes. Und man wohl doch mehr Gefühlsmensch ist, als man es sich selbst eingestehen wollte. Damit gibst Du Dir Antwort doch bereits selbst. Wäre die Liebe rational, gäbe es sie schlich und (sehr) ergreifend nicht. So leicht ist das - und doch so ziemlich mit das Schwerste, was mensch verkraften muss. Denn eine verlorene Liebe ist durch nichts zu ersetzen; außer durch eine neue Liebe ...

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  2. In diesem Kontext konnte man noch nicht einmal von Liebe sprechen.
    Es gibt auch andere Dinge außer Liebe, die irrational sind. Es muss nicht immer gleich ein Liebesgefühl dabei sein, damit einem etwas viel bedeutet. Es muss nicht immer Liebe sein, die einen verwirrt, die einen Unsinniges tun lässt.
    Man muss nicht immer beschreiben können, WAS genau irgendetwas ist....manchmal IST es eben einfach... (ist das jetzt philosophisch? dämlich? kitschig? ist mir eigentlich auch egal...)

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  3. Nun, zunächst klingt es einmal ziemlich schroff ;-) Doch ich mache noch mal einen Versuch: Wenn einem etwas viel bedeutet, hat es dann wirklich nichts mit Liebe zu tun? Hat die Liebe nicht Millionen Facetten? Wenn wir nun fragen, was ist "Liebe", dann wird es philosophisch ...

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  4. Es sollte nicht schroff klingen. Und wenn wir schon vom "Klang" sprechen, dann klangen deine Worte für mich eben nach dieser allgemein sehr flapsigen und unzureichenden Definition "Liebe=Beziehungskram". Dem wollte ich widersprechen. Weil es eben mit Sicherheit so ist, dass dieses Wort, dieses Gefühl, sehr viele Facetten kennt.
    Und ja, wenn man danach geht, dass "Liebe" allumfassend etwas ist, was in irgendeiner Art und Weise das Herz berührt, dann kann man auch hier von Liebe sprechen.
    Ich schätze es gibt tausend mögliche Definitionen dafür.....dabei ist es aber eben gerade nichts, was man zu definieren versuchen sollte. Genausowenig wie jedes andere Gefühl. Darum geht es ja. Man sollte nicht alles erklären müssen. Man sollte sich nicht immer rechtfertigen müssen.
    Und deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob "Liebe" immer Antwort bzw. Beweggrund für alles sein sollte...

    (Ich hab keine Ahnung ob du verstehen kannst was ich meine. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich es selbst verstehe. Und alleine das spricht schon wieder für sich.)

    Und eines noch, damit es nicht wieder "falsch klingt": Ich freue mich über jeden deiner Kommentare :)

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  5. Hehe, gut, dass Du den letzten Satz noch dazu geschrieben hast :-) Und ja, ggf. könnte ich Dir zustimmen, dass ich meine Antwort auf diese "allgemein sehr flapsigen und unzureichenden Definition "Liebe=Beziehungskram" Formulierung reduzierte. Also Asche auf mein Haupt, da ich damit wohl voll ins Klo gegriffen habe ...

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  6. Hier wird keine Asche über irgendwelche Köpfe verstreut, hier werden nur Gedanken und Meinungen gestreut ;)
    Und ich bin über jeden Gedankenaustausch dankbar, gerade bei solchen Themen, gerade weil diese Gedanken von Menschen kommen, die einem nicht nahe stehen, die eben nicht ganz genau wissen, was eigentlich los ist, die ihre Äußerungen rein auf diverse zur Thematik passende Grundsatzfragen beziehen können. Und daher sind die Kommentare objektiv und ehrlich und somit nicht selten in gewisser Weise hilfreich.
    Also....Finger weg vom Aschetopf! ^^

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