Dienstag, 17. September 2013

Eine Gegenwartsdiagnose in 4 Minuten...

Dank Uni habe ich mich im vergangenen Semester mit einem Haufen an sozialwissenschaftlicher Gegenwartsdiagnosen rumgeschlagen. Spich Theorien über jüngste und aktuelle Gesellschaften, wie wir so ticken, was wir so tun bzw. uns selbst antun.
Prinzipiell eine durchaus interessante Sache, dank Bulemie-Lernkonzept (= viel zu große Stoffmenge ins Hirn reinstopfen und bei der Klausur wieder rauskotzen) die letzten Wochen aber leider nur noch nervig und anstrengend (vielen Dank, lieber Staat, für die gnadenlose Standarisierung und einzigst auf Bildungszertifikate ausgerichtete Form unseres Bildungssystems...).
Manche dieser Diagnosen sprechen davon, dass wir zunehmend zu individualisiertem und egozentriertem Verhalten neigen. Selbstverwirklichung, Bruch mit Traditionen und Routinen, ein ständiger Drang zu Neuem und Aufregendem, Felexibilität und Mobilität sind hier die Schlagwörter, die einem in sämtlichen nur erdenklichen Interpretationsmöglichkeiten um die Ohren gepfeffert werden.
Andere Theorien wiederum behaupten das Gegenteil: Standarisierung, Effizienz, Humankapital....wir sind keine Personen mehr sondern Positionen, sind an sich austauschbar und kaum noch in der Lage, uns auf unser eigenens Urteil zu verlassen.

....ein kompletter Studienbrief gefüllt mit Theorien von Beck, Ritzer, Schulze, Coleman und vielen mehr, gepaart mit weiteren Papier-Bomben zu sozialer Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse...
....und dabei wäre es so einfach gewesen: Am liebsten hätte ich in dieser scheiß Klausur letzte Woche sämtliche Fragen gnadenlos durchgestrichen und Folgendes darunter geschrieben:
Hört.Euch.Dieses.Lied.An. ---> Kettcar - Geringfügig, befristet, raus

Denn es ist durchaus bemerkenswert, dass man es schaffen kann, in nicht mal 4 Minuten und mit ein paar ironisch heiter-aggressiven Gitarrenklängen ein semesterfüllendes Modul zusammenzufassen, haufenweise gegensätzliche und schlaue Theorien zu vereinen - denn SO sind wir drauf, und nicht anders, so IST unsere heutige Gesellschaft. Und wir wissen es alle. Und sofern wir nicht zu den profit- und imagegeilen Arschlöchern gehören, regen wir uns gerne darüber auf. Aber mitmachen tun wir ja trotzdem irgendwie...


Gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres mehr im Leben....?

5 Kommentare:

  1. Zunächst möchte ich Dich gerne Fragen, was Du mit dieser Frage meinst: Gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres mehr im Leben....?

    Wichtigeres als was? Teilhabe am Leben, wie auch immer sie aussehen mag? Da wäre meine Antwort ein klares NEIN. Und ja, auch "geringfügig, befristet, raus"-Schicksale können teilhaben! Leider ist so etwas in Schriftform immer sehr schwer zu thematisieren/konkretisieren ... aber ein Grundproblem ist, dass in der Demokratie einfach zu viele Leute mitmachen dürfen ;-) So entstehen Strömungen. Eine in die und eine in die entgegengesetzte Richtung; mit den entsprechenden Zwischenströmungen. Nebenbei: was ist wirklich wichtig im Leben? In dem Ein-Wort-Stöckchen hast Du beispielsweise bei "Liebe" ein Fragezeichen gemacht. Aber könnte nicht "Liebe" die Antwort auf alle Fragen sein? Zumindest theoretisch?! Oder verhält es sich mit der Liebe, wie mit den diversen Gesellschaftstheorien: die Einen sagen so, die Anderen so :-) Schönes Thema, weites Feld ...

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  2. Hey,

    danke für deinen Comment, besonders, weil er nochmal so einige Denkanstöße gibt, finde ich :)
    Ja, ich gebe zu, die letzte Frage war vermutlich ein bisschen zu allgemein gehalten, zumindest in diesem Kontext. Gemeint war damit, ob es denn wirklich alles sein kann, wenn wir uns ausschließlich über das definieren, womit wir unser täglich Brot verdienen, und zwar eben WEIL damit zunehmend weniger die Identifikationsebene mit Selbigem gemeint ist, sondern eben die, die sich an Zertifikaten, Status, Leistung orientiert.
    Um es an deine Worte anzulehnen: DA bin ich mir dann nämlich sicher, ob man das noch als Teilhabe am Leben bezeichnen kann, wenn sich alles nur noch darum dreht...
    Hm...ja, in der Tat immer schwierig, schriftlich das rüberzubringen, was man sagen möchte....zumal mir leider auch die Zeit fehlt grade - muss nämlich jetzt los und für die vielgeliebte Arbeit ein Wochenende opfern ^^

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  3. Nun, früher wurden beispielsweise Lämmer geopfert oder sogar Frauen o-O Da ist so ein Wochenende doch ein echter Fortschritt ;-) Also, frohes Opfern und einen guten Verdienst für die damit geplante Teilhabe ...

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  4. ,.. also erstens sollte es oben natürlich heißen, dass ich mir sicher bin, dass man das NICHT als Teilhabe bezeichnen kann... und zweitens: welcher verdienst? Allenfalls ein symbolischer ;)

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