Mittwoch, 12. März 2008

Irisches Tagebuch - Part III

.....und hoffentlich letzter Part. Is ja schon bald nicht mehr wahr,
das ganze....


09.02.08 - 5.Tag
Ich sag's ja, meine Wetter-Theorie bestätigt sich:
heut wieder alles eher verhangen.
Trotzdem, Rumsitzen is scheiße, wenn man eh nur ein paar
Tage hat.
Wir steigen ins Auto und fahrn nochmal den
Atlantic Drive ab, diesmal in umgekehrter Richtung.
Und während Papa und ich wagemutig Wind und Wetter
(einmal hab ich ihn allerdings zusammengeschissen,
dass er gefälligst nicht so weit vorgehen soll!
Wenn der Wind plötzlich dreht is man da sonst ganz schön gearscht!) trotzen,
um noch mehr wunderbare
Erinnerungsstücke zu knipsen,
zieht es Mama vor, im warmen Auto zu bleiben
und
den Duplo-Reiseproviant zu verputzen ^^
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Und auch ein bisschen Geschichte ist wieder
dabei(wozu grab ich mich denn die ganze Zeit
durch dieses Buch?!):





























Dieser nette kleine Turm (ja, ich weiß, das Schiff da passt
nicht wirklich zur Stimmung eines mittelalterlichen Szenarios,
aber ich konnt nicht mehr zoomen....) trägt den
stolzen Namen Kildavent-Castle.
Hier lebte im 15. Jahrhundert die "Piratenkönigin"
Grace O'Malley, die berüchtigte Herrscherin über
die Westküsten Irlands.
Ca. 1530 wurde sie als einzige Tochter des
Oberhauptes der O'Malleys geboren,
die bereits einige Jahrunderte die
Herrscher über "Umhall" waren.
Sie wuchs wahrscheinlich sehr wild und frei auf den
Schiffen ihres Vaters auf, wurde mit 16 mit dem Sohn
des Oberhauptes eines verbündeten Clans verheiratet,
hatte 2 Söhne und eine Tochter.
Jedoch blieb sie nicht lange Ehefrau und Mutter,
sondern begann schon bald, mit ihren Schiffen die
Bucht von Galway heimzusuchen.....
.....wer mehr dazu wissen will....

Ein paar Meter weiter waren die Kirche von
Kildaventund der Friedhof aus dem 16. Jahrhundert.
An dem ist Papa leider vorbeigerauscht,
deshalb kein Foto.....*grummel*
Dabei hätte ich mir das auch so gerne angeschaut.
Ich hatte ja schon mal erwähnt,
dass es zwischen 1894-1937 zur eine Eisenbahnbrücke
nach Achill gab.
Eine Prophezeiung besagte, dass die Bahn bei ihrer
ersten und bei ihrer letzten Fahrt, Tote mit nach
Hause bringen würde. Diese Vorhersage erfüllte
sich wirklich,als der 1. Zug am 14. Juli 1894 die
Leichen von30 jungen Wanderarbeitern nach
Hause brachte,deren Schiff unterwegs zu schottischen Kartoffelfeldernbereits vor der Küstenstadt
Westport gesunken war.
Und am 17. September 1937 wurde die Bahn ein
letztes Mal eingesetzt, um die Körper von 23 Arbeitern,
die in Glasgow durch einen Brand ums leben
gekommen waren,in die Heimat zu überführen,
damit sie - wie die anderen zuvor -
in Kildavent beerdigt werden konnten.

Ich habs heut mit der Geschichte und bringe meinen
Vater dazu,auf dem Rückweg nochmal einen
Umweg zu fahren,in der Hoffnung, einen der "Cillin",
der "Friedhöfe der ungetauften Kinder" zu entdecken;
frühchristliche Grabstätten jener, die lange Zeit
kein Anrecht hatten, in "geweihter Erde"
begraben zu werden.
Am Strand von Dugort, "unsrem" Strand also,
soll angeblich einer sein, jedoch blieb das Suchen leider
erfolglos, was ich sehr schade fand,
da ein solcher Ort bestimmt einen äußerst mysthischen,
bei solch trübem Wetter vielleicht sogar unheimlichen
Charme versprüht....

Wieder Zuhause tröste ich mich mit dem etwas
kläglichen Ersatz, mir diese Mythik weiter aus den
Büchern zu stehlen.
Und mit jeder Zeile, die ich in mir aufsauge und dem
damit einhergehenden, unerträglichem Gefühl,
dies alles quasi vor der Tür zu haben und doch auf
Grund der geringen Zeit nicht ansehen zu können,
wächst in mir die Entschlossenheit,
irgendwann noch einmal zu dieser
Insel zurück zu kehren.....


10.02.08 - Letzter Tag
Wetter wieder schön. So ne Überraschung....^^
Dieser Tag bleibt mir als "Strand-Tag" in Erinnerung,
da ich diesen im Laufe des Tages 3 mal aufsuche.....
Trotz des recht milden Wetters reicht die Brandung
heute um einiges weiter in die Bucht hinein.
Auf den Dünen stehend bewundere ich dieses
beeindruckende Schauspiel der Wellen....
Doch noch bevor wir uns auf den Weg hinunter zum
Wasser machen können, treffen wir auf den

"Herrn des Strandes":




















Dieser kleine Kerl gehört zu einem der umliegenden Nachbarshäusern und uns wurde schon berichtet,
dass er seine Spaziergänge stets im Alleingang
unternimmt ^^
Meine Mutter und ich beschäftigen uns eine Zeit lang
mit Stöckchen werfen.
Allerdings hat dieser Hund das Prinzip davon wohl
nicht so ganz verstanden,
da er die Stöcke lieber verbuddelt als zurückbringt *g*
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Und so unvermittelt, wie er aufgetaucht war,
war er auch wieder verschwunden.
Läuft zurück zum Haus und beobachtet von der
Türschwelle, wie wir wieder unseres Weges ziehen.
Er hat uns scheinbar für würdig befunden,
"seinen" Strand zu betreten ;)
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Als ich an diesem Tag das dritte und letzte Mal diesen wunderschönen Ort aufsuche, ist es Spätnachmittag
und ich bin ohne elterlichen Anhang unterwegs.
Den halb gepacketen Koffer habe ich einfach
stehen gelassen.....
Noch immer ist es ein schöner Februartag,
die Sonne scheint durch die rasch vorüberziehenden Wolken.
Ein Tag der rasch wechselnden Lichteffekte und daraus hervorgehenden, vielfältigen Farblandschaften.
Wie für einen Maler geschaffen, denke ich,
und stelle mir Renè Böll vor (Sohn von H. Böll; Maler),
wie er vielleicht auch einmal genau hier an dieser
Stelle zwischen den Dünen stand, auf Motivsuche,
oder um sich von diesem Licht inspirieren zu lassen.
Ich habe mein Skizzenbuch eingepackt und das Bedürfnis,
es nun herauszuholen,
mich wie eine große Künstlerin zu fühlen....
....der Wind macht mir aber einen Strich durch die
Rechnung :(
Stattdessen lasse ich also meinen Blick schweifen,
während ich die Bucht entlangschlendere,
um die Eindrücke so intensiv wie möglich in mir
aufzusaugen.
Auf einem kleinen Felsvorsprung,
auf dem ich diese ganze Schönheit überblicken kann,
lasse ich mich nieder, stöpsle mir Musik in die Ohren
und nehme für die Länge von "Tell me now" Abschied....
Das Meer schlägt immer höhere Wellen in die Bucht
hinein und ich bilde mir ein,
dass es auf diese Weise auch mir auf Wiedersehn sagt....
Ein eigenartiges Gefühl von Melancholie, innerer Ruhe
und leichter Aufgeregtheit macht sich breit.
Und mit den letzten Tönen des Liedes und den
Blick auf den langsam verblassenden Tag gerichtet,
flüstere ich ein "goodbye" in den Wind und verspreche
mir selbst, eines Tages hier her zurückzukommen.


11.02.08 - Abreise
10 mal so anstrengend wie die Anreise.
Um 3 uhr nachts sind wir aufgestanden, um 4 losgefahren.
Doch bevor es losging, bot sich uns wie zum endgültigen
Abschied noch einmal ein Sternenhimmel,
wie man ihn hier bei uns niemals zu sehen bekommen wird.....

Ansonsten gibt es nichts weiter erwähnenswertes.
So sehr ich dieses Land liebe, ich verfluche seine Straßen!
Im Landeanflug (diesmal mit Fensterplatz, wohooo!)
dann deutlich erkennbar: der krasse,
landschaftliche Unterschied:
Scheiße, haben wir viele Bäume...!

Gegen 19 Uhr oder so sind wir endlich Zuhause.
Ich knutsche meinen Kater bis zum geht nicht mehr ab,
ehe ich mich dankbar über Omas Kartoffelsalat
und dunkles Brot (I missed you so much!....^^)
hermache, und falle so ziemlich gleich darauf wie
ein Stein ins Bett.
Und träume von weiten, grünen Landschaften und
rauschenden Wellen in der Brandung..... :)



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