Samstag, 11. April 2015

Auf dem Küchenboden

Ich liege auf dem Küchenboden. Ich hab keine Ahnung, wieso. Aber mir fällt auf, dass ich in dem knappen Jahr in dem ich nun hier wohne, meine Küche noch nie aus dieser Perspektive betrachtet habe.
Warum auch? Warum sollte man sich auch auf den Küchenfußboden legen?? Warum???
Und nachdem ich eine Weile die Dachgaube, mein Gewürzbord von unten und meine Gefriertruhe von der Seite angestarrt habe, fange ich an zu lachen. Ich lache einfach. Nicht laut, nicht fröhlich, nicht herzhaft, eher ein leises Glucksen, dass aus meiner Kehle dringt. Es ist ja auch lachhaft. Lächerlich. Ich liege auf meinem Küchenboden... Und hab einfach überhaupt keine Ahnung, wieso...

Dann sitze ich am Küchentisch. Im Schneidersitz auf der Bank. Schreibe. Rauche. Der Aschenbecher quillt über. Eine Schale mit Trauben steht da. Die verschmähten Überresten vom gestrigen Mädelsabend. Chips und Gummibärchen hingegen sind weg. Am liebsten würde ich mich derzeit nur von so 'nem Scheiß ernähren. Junkfood essen und schlafen, schlafen, wann immer es geht.
Die Trauben interessieren mich auch jetzt nicht. Die Flasche Whisky daneben hingegen schon.
Nein nein, ich besaufe mich nicht. Sowas mache ich einfach nicht. Aber ab und zu ein kleiner Schluck von der goldenen Flüssigkeit tut gerade gut. Wie sie brennend die Kehle runterrinnt. Es betäubt ein wenig die kratzige Raucherkehle und den Zahn, der wieder anfängt leicht zu ziehen. Wurzelbehandlung, letzte Woche. Braucht kein Mensch.

Es gibt so viele Dinge im Leben, die man einfach nicht braucht.
Man braucht keine Menschen, die offenbar auf einem permanenten Egotrip sind. Die die Dinge nur so gelten lassen, wie sie sie sehen und einfach nicht zuhören. Nicht hinsehen. Nicht begreifen. Sich keine Mühe machen. Nicht mal einen braucht man davon, geschweige denn mehrere, immer wieder. Man braucht es nicht, immer wieder vor den Latz geknallt zu bekommen, dass man jemandem nicht genügend wert ist. Man braucht es nicht, sich immer wieder dagegenstämmen zu müssen, dass man sich das nicht gefallen lässt, ständig wieder seine Selbstachtung verteidigen zu müssen, weil man die Achtung der anderen nicht bekommt. Nicht so, wie man es verdient hätte. Ja verflucht, verdient.
In diesen Momenten fühlst du dich gut, obwohl es dir eigentlich scheiße geht. Du bist selbstbewusst, auf eine gute Weise störrisch, angepisst, verf***te Scheiße! Später irgendwann bist du sogar mal wieder richtig gut gelaunt, so richtig, so Ich-dreh-die-Musik-auf-und-hüpf-im-Zimmer-rum gut drauf und ich mach jetzt endlich wieder meinen eigenen Scheiß.

Nur irgendwann.... merkst du dann doch wieder, dass es nicht reicht. Dass das alles pseudomäßig ist, nicht von langer Dauer und du immer noch nicht, wieder nicht, aus dieser schon viel zu lang andauernden Motivationsflaute rauskommst. Und wo du auf der einen Seite deine Selbstachtung verteidigst wie eine Burg, raubst du sie dir auf der anderen Seite selbst, schleichend, stetig. Weil du es einfach nicht hinkriegst, dich wieder den Dingen in deinem Leben zu widmen oder auf jene Menschen zu hören, die dir einen Großteil dieses Selbstvertrauens verschafft haben.
Weil du merkst, dass du mit diesen Dingen im Leben, die kein Mensch braucht, einfach nicht so wirklich zurechtkommst. Und DAS braucht man nun wirklich so überhaupt nicht...

Und weil das so ist, braucht man es vielleicht mal, lachend auf dem Küchenfußboden zu liegen... 

Tomorrow.

2 Kommentare:

  1. Genau, auf den "Küchenpoden, pöses Mädchen" :-D Och Mensch - es gibt so viele Dinge, die kein Mensch braucht; einfach bloß nicht ignorieren ;-) Und immer wieder auf den Küchenpoden, dann wird das schon ...

    Liebe Grüße an Dich und den Poden,
    Ralph

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  2. Dazu fällt mir jetzt nur eins ein:"Chleudert den Purschen zu Poden!" ^^
    Hey, das ist eigentlich die Idee.... den Film werd ich mir mal wieder reinziehen! Das hilft bestimmt ;)
    Vielleicht schau ich ihn mit dem Laptop auf dem Küchenpoden, das wär mal was...

    LG zurück (auch vom Poden, er sagt, er findet es klasse, dass er auf einmal so viel Aufmerksamkeit bekommt, da fühlt er sich richtig podenständig und so)

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