Dienstag, 30. Juli 2019

Wind und Regen

Ich löse das Fliegengitter an der unteren rechten Ecke und strecke meine Hand hinaus in den Regen.
Ein wunderbares Gefühl, dieses sanft prasselnde Nass auf meiner Haut.
Und wenn der Wind sich etwas neigt, kann ich auch den ein oder anderen Tropfen auf Gesicht und Schultern spüren.
Ich schließe die Augen. Die Straßen und Leuchtreklamen, die Autos und Züge, passen nicht zu dem Gefühl, welches Wind und Regen in mir hervorrufen...

... Ein Gefühl von Sehnsucht.

Der Sehnsucht nach...

... Unberührter Natur. Wilden, ungezähmten Landschaften, voller Schönheit und Eigensinn.

.... Freiheit. Frei von Sorgen und Grübelei.
Frei von Zweifeln und Fragen.
Frei von Minderwertigkeit, von Neid, von Vergleich.
Frei von Erwartungen. An sich, an andere, an das Leben.
Frei von Plänen...
Der Freiheit, sich zufrieden zu fühlen.

Die Augen noch immer geschlossen, spüre ich Wind und Wasser. Ich möchte eins werden mit diesen Elementen, möchte ihre Freiheit in mich aufsaugen. Aus den Geräuschen vorbeifahrender Autos werden in meinem Kopf Wellen, die in die Brandung rollen, sich erst sanft aufbauen, dann kraftvoll sich brechen, um sich dann wieder leise zurückzuziehen... Zurück in das große Ganze, um wieder eins zu werden...
Ich öffne die Augen. Und für einen kurzen Moment wird ein Flugzeug, welches sich gerade seinen Weg durch die Wolkendecke bahnt, zu einem leuchtenden Stern. Einer, der Freiheit verspricht....Zufriedenheit.

Regen und Wind ebben ab. Ich ziehe die Hand zurück und lege mich ins Bett. Ab und an streift ein Windhauch meine nackten Füße und das sanfte Trommeln der letzten Tropfen auf den Dachziegeln hüllt mich in schläfrige Stimmung.

Ich bin zufrieden.
Ich darf zufrieden sein.
Ich habe Grund dazu.
Ich habe viel geschafft.
Ich kann Wind und Regen sein.

2 Kommentare:

  1. Einer der besten und schönsten Beiträge von dir Hat mich sehr berührt.
    Danke hierfür.

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