Sonntag, 10. März 2013

Herausforderung angenommen

Nach gut 3-wöchiger Blogger-Abstinenz - oder eigentlich eher schon Lebens-Abstinenz - melde ich mich mal zurück.
Denn endlich, ENDLICH habe ich diese verfluchte Statistik-Klausur hinter mir!!!
Ich meine, das Ergebnis ist natürlich noch nicht raus und ne andere Baustelle, aber erst mal war/bin ich einfach nur so glücklich, das Ding endlich geschrieben zu haben.

Am Dienstag war es soweit, nachdem ich mich letztes Semester drum herum gedrückt und dieses Semester so manches Mal beinahe daran verzeifelt wäre.
Nachdem ich also tagelang unruhig geschlafen und von Varianzen, Korrealtionskoeffizienten und sonstigem Kram geträumt habe, und nachdem dann auch endlich diese furchtbar ätzenden und quälend langen letzten Stunden vor der Klausur überwunden waren, hatte ich um 14:00 Uhr endlich diesen verfluchten Umschlag vor mir liegen und 4 Stunden Zeit, mich da durchzubeißen.
Ein paar Sachen, die ich sicher wusste, ein paar, bei denen ich mir dann doch wieder nicht mehr sicher war, obwohl ich dachte, ich hätte es drauf und ein paar, von denen ich null Plan hatte und einmal mehr dankbar um die Multiple Choice-Variante war - die ich sonst nicht ausstehen kann, bei dieser Klausur aber definitiv ein Segen ist - weil man hier einfach ein bisschen Lotto spielen kann.
Eine halbe Stunde vor Schluss hab ich dann abgegeben, da ich sowieso schon seit einer guten Stunde nur noch auf meine Kreuzchen gestarrt und alles zum hundertsten mal nachgerechnet habe. Und die erste Intuituion ist meist ja doch die richtige...
Ich tütete das Ding also ein, gab meiner Kommiltonin zu verstehen, dass ich in der Raucherecke auf sie warte, und verließ den Saal.
Die Tür schloss sich passenderweise hinter mir mit einem großen, seufzenden Geräusch und ich tat es ihr gleich, indem ich meine Wangen aufzuplusterte....und dann die Luft gaaaaanz langsam rauslies....
Als nächstes: Zigarette, dringend! Ich stand vor der Tür, um mich herum eine Menge anderer Studenten unterschiedlichster Fachrichtungen, die alle ihre Klausur hinter sich gebracht hatten und die entweder aufgekratzt wild durcheinander redeten oder wie ich geistesabwesend an einer Kippe nuckelten.
Nach ca. der halben Zigarette begann ich zu realisieren, was hier gerade los war.....Ich hatte es geschafft.
Es war vorbei, einfach nur vorbei. Ich hatte Kopfschmerzen und mir durchaus war bewusst, dass ich erst in gut acht Wochen wissen würde, ob ich dieses verhasste Modul tatsächlich ad acta legen könnte...aber für's Erste war es bewältigt und ich befand mich in einem recht seltsamen Zwischenstadium aus  Post-Erschöpfung und Prä-Euphorie...
Ich telefonierte mit einer Freundin und mit meiner Mutter, während ich wartet, einfach, weil ich irgendetwas tun musste, weil ich das Gefühl hatte, ich hätte seit Wochen mit keinem mehr geredet, weil alles irgendwie so surreal war, dass ich etwas "Greifbares" tun musste....
Meine Kommiltonin wankte eine halbe Stunde nach mir aus der Prüfung und sah ebenfalls aus, als hätte man sie eben aus einem tiefen Schlaf geholt.

Tatsächlich habe ich 2 kompletten Tage gebraucht, um die Anspannung loszuwerden.
Am Mittwoch war ich trotzdem wieder um 6 Uhr wach gewesen und obwohl das Gefühl, sich jetzt nicht an den Schreibtisch setzen zu müssen, einfach nur grandios war, wusste ich nichts recht mit mir anzufangen -.-
Also hab ich kurzerhand meine Mutter ins Auto verfrachtet und sie zu einer Spessart-Spritztour und Bummeln in der Lohrer Altstadt verdonnert *g* Sonne, der erste Kaffee im Freien, ein bisschen Schnickschnack einkaufen...mehr braucht es gar nicht, um sich ein bisschen Lebensgefühl zurückzuerobern :)
Am Donnerstag war ich dann arbeiten und wer könnte in Sachen Unbeschwertheit bessere Vorbilder sein als Kinder? Ein Nachmittag mit Federball, Straßenmalkreide und nochmal viel Sonne. Und das schöne kindlich-egoistische Gefühl, das jetzt irgendwie auch verdient zu haben ;)

Diese zwei Tagen waren dann letztlich so wohltuend, dass ich mich am Freitag energiegeladen in den Frühjahrsputz gestürzt habe ^^
Die letzten zwei Tage habe ich also geschrubbt, gewischt, poliert, ausgemistet, umgeräumt....und selbst im hintersten Winkel ist jetzt kein verdammtes Staubkorn mehr zu finden und alles strahlt frühlingsfrisch (hm, zu blöd, dass nächste Woche der Winter nochmal zurückkommt...).
Und ich strahle auch. Und das nicht nur, weil die Klausur rum ist. Sondern weil diese Klausur rum ist.
Weil sie eine Herausforderung war und weil ich mich schon ab und an mit der Frage quäle, warum ich das eigentlich mache, warum ich mich freiwillig noch einmal dieser Lernerei aussetze, warum ich dieses Studium mache, obwohl ich immer noch nicht konkret weiß, was ich damit mal anfangen werde...
Und die Antwort ist so simpel, dass sie einem manchmal einfach entfällt: Weil wir Herausforderungen brauchen. Weil wir uns weiterentwickeln wollen und müssen und weil man das vermutlich nicht kann, wenn man sich keine Ziel setzt. Und auch wenn mein Ziel in diesem Fall noch nicht konkret umrissen ist, ist es offensichtlich dennoch eines, auf das ich auch weiter zustreben möchte.
Ja, mir geht die Lernerei manchmal auf den Sender und bin mit meiner derzeitigen Lebenssituation auch nicht immer rundherum glücklich und ich frage mich, ob ich nicht lieber eine andere Wahl hätte treffen sollen.
Aber ich merke auch, dass das nicht mehr ist, als gelegentliche Unlust und Genervtheit.
Ich weiß zwar oft genug nicht genau, was ich eigentlich will, dafür weiß ich aber umso besser, was ich nicht will. Und wenn ich etwas wirklich nicht will, bis ins tiefste Innere meinerselbst hinein...dann mache ich es auch nicht. Dann verlasse ich diesen Weg und suche mir einen anderen. Das weiß ich deshalb, weil ich es schonmal getan habe und weiß daher auch, diese beiden Gefühle voneinander zu unterscheiden.
Und so lange ich Letzteres nicht habe, bleibe ich auf Kurs und weiterhin neugierig, wohin es führt.

"Herausforderung angenommen", um Barney zu zitieren ;)
Und diese Klausur betreffend hoffentlich auch bewältigt.

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Ich dachte mir, dass sich auch die Monats-Weisheit  passenderweise dem Thema "Herausforderung" widmen sollte. Ironischerweise ist es die reinste Herausforderung, einen Spruch hierzu zu finden, der kein schales Gefühl von altkluger Binsenweisheit vermittelt  :-/
Aber schlussendlich bin ich doch noch fündig geworden:

"Die echte Herausforderung ist nicht, zu bekommen, was man will – sondern es anschließend noch zu wollen, nach dem man es bekommen hat."
(Autor unbekannt).


Der Monats-Soundtrack ist dieses mal auch nicht leicht zu wählen, da ich die letzten Wochen so gut wie keine Musik gehört habe, wie ich erschrocken festgestellen musste (nicht mal im Urlaub, da war ich viel zu sehr damit beschäftigt, seit langem mal wieder ein BUCH zu lesen!).
Hm....ich muss also wohl oder übel ein bisschen schummeln und dem Februar ein Lied unterjubeln, welches rein kalendarisch eigentlich in den März gehören würde. Naja....und da entscheide ich mich für eines, dass ich dieser Tage aus den Untiefen meiner Festplatte ausgebuddelt und schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte, weswegen ich gerade umso süchtiger danach bin: Jimmy eat World - Sweetness  (das ist leider ne etwas andere Version, die Original kann ich im Netz nicht finden)
Hat textlich gerade gar keinen Bezug zu irgendwas, aber es löst wahnsinnig gute Laune bei mir aus :)

3 Kommentare:

  1. Hey! Toll, dass du es hinter dich gebracht hast. Ich drück' die Daumen, dass das Ergebnis so ausfällt, dass du damit zufrieden sein kannst. Man hat beim Lesen deiner Worte förmlich gespürt, wie erleichtert du bist.
    Hm, und zum Winter: Ja, da isser wieder. Heute zum Glück wenigstens mit Sonnenschein zum Frost. Das ist dann nicht ganz so schwer zu ertragen.
    Mit dem "etwas absolut nicht (mehr) wollen und dann, manchmal allen Ratschlägen und Vernunftgedanken zum Trotz, einen anderen Weg einschlagen", bin ich ganz bei dir, das kann ich super nachvollziehen. Manchmal, wenn etwas gar nicht mehr ging, dann habe ich es einfach abgebrochen. Und mich neu orientiert. Von heute auf morgen. Und während ich mich an diese Situationen zurückerinnere (im Bezug auf den Job war das zum Beispiel schon mal so), dann kann ich noch heute das befreiende Gefühl spüren, das mich in solchen Momenten erfüllt hat. Kennst du das auch?
    Ich wünsch' dir eine schöne Woche.
    Liebe Grüße!

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  2. HI Meike,

    ja, allerdings kenne ich dieses Gefühl. Ich finde, es ist schwer zu beschreiben, weil es durchaus auch eine gewisse Angst auslöst, eben weil einem rein vernuftsmäßig bewusst ist, dass man ein Risiko eingeht...aber auf der Gefühlsebene ist eben trotz dessen einfach nur umwerfend! Das ist ziemlich grotesk ;)
    Ich ärgere mich recht oft über meine eigene Ambivalenz und frage mich daher, ob ich jemals wissen werde, was ich eigentlich wirklich will...aber dann denke ich, dass dieses "Ausschlussverfahren", nachdem ich dann notgedrungen handele, vielleicht auch nicht das verkhrteste ist ;) So kommt man vielleicht langsamer und über Umwege ans Ziel...aber wie es ja so schön immer heißt: Der Weg ist das Ziel.

    Hm, also bei uns ist hier nix mit sonnenschein, da isses einfach nur wieder grau und kalt -.- schon faszinierend, was so ein paar Sonnenstrahlen mit den Menschen anstellen können. Die letzte Woche hatte man wirklich das Gefühl, überall entspannten und fröhlichen Menschen zu begegnen..und heute ist wieder jeder mit gesenktem Blick und hochgezogenen Schultern an einem vorbeigehastet. Schon krass :/
    Aber soll ich dir mal was sagen? Nicht mal das kann mir die Laune verderben. Ich bin voller Tatendrang, ha! ^^

    Danke für deinen Beitrag :)

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  3. "Löse das Sherlock Anagram!!" Herausforderung angenommen ....ahhhrrrrr

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