Aus gegebenem Anlass hab ich mich gestern mal wieder gefragt, was denn eigentlich einen guten Film ausmacht. Ob es überhaupt möglich ist, rein objektiv Kritikpunkte dafür anzubringen. Naja, möglich ist es schon, aber ich finde das langweilig und schwierig gleichermaßen. Filmkritiker wäre definitiv kein guter Job für mich. Ich frage mich, wie man es fertig bringt seinen eigenen Geschmack abzuschalten und ein Kunstprodukt - sei es Film, Buch, Malerei, Musik... - unter strikter Wertneutralität zu betrachten. Eine objektive Beurteilung erscheint mir außerdem widersprüchlich zu dem ja doch immer sehr subjektivem Sinn und Zweck, der hinter jeder Art von Kunst steht.
Aber egal.....jedenfalls, so unter uns Ottonormal-Filmkonsumenten: Was macht eurer Meinung nach einen guten Film aus? Was muss passieren, was müsst ihr empfinden, denken, damit ihr sagen könnt: "Das war ein richtig guter Film"?
Bei mir gibt es da, wie ich gestern erstmals bewusst festgestellt habe, eine ganz bestimmte Sache, die ich tue, wenn ich einen Film richtig toll fand: Ich sehe mir den Abspann bis ganz zum Schluss an.
Überlegt mal, das nicht unbedingt der Normalfall, oder? In der Regel, wenn ein Film zu Ende ist braucht es nur die Zeit zum Griff nach der Fernbedienung - und man schaltet ab. Film fertig, gut. Was interessiert einen das ganze Geschreibsel, dass da jetzt folgt?
Und auch in meinem Fall, den ich hier schildern will, ist der Abspann selbst keineswegs wichtig.
Dieses Abspannguggen hat seinen Grund vielmehr darin, dass mich ein Film manchmal so sehr vereinnahmen kann, dass ich auf meiner Couch nur noch rein physisch anwesend bin....Ich bin dann schlichtweg nicht in der Lage, so etwas Reales wie nach der Fernbedienung greifen zu tun. Fernbedienung? Fernseher? Was?....
Ich möchte mal vermuten, dass ich dabei ziemlich lethargisch aussehe, wenn ich so da liege....regungslos
und weiße Buchstaben auf schwarzem Grund anstrarrend.
Die Zeit der Abspanndauer ist wie eine kuriose kleine Zwischenwelt....
Und auch wenn's blöd klingt, aber eigentlich weiß ich erst dann, wenn dieser Fall eintritt, wie sehr mich ein Film begeistert hat.
Es ist also dieses "Abspannkriterium", welches in meinen Augen einen Film zu einer kleinen Kostbarkeit macht und über den primären Unterhaltungsfaktor hinaushebt.
Und gestern Abend hatte sich seit langem mal wieder das Glück, ein solches Kleinod genießen zu dürfen.
Der Film heißt Third Star und bevor ich etwas zum Film selbst sage, würde ich gerne noch die Umstände schildern, unter denen ich auf den Film gestoßen bin.
Einen besonderen Film als eine Art Kostbarkeit zu bezeichnen ist nämlich gar nicht mal unbedingt nur im metaphorischen Sinne zu betrachten. Denn oftmals gleicht das Auffinden eines solches Machwerkes in der Tat einer Schatzsuche, in die man mehr oder weniger unbeabsichtigt hineinstolpert. Man fängt bei einem völlig anderen Punkt an und klickt sich immer tiefer in den undurchsichtigen Sumpf des www....und stößt dann ganz unerwartet auf etwas, das recht vielversprechend aussieht. So ging es mir mit besagtem Film auch;
Angefangen mit diversen Clips von Sherlock zum gelegentlichen Amusement, breitete mir youtube eine Linklandschaft ähnlicher Videos aus...das führte dann zu diversen Ausschnitten anderer Filme des Sherlock-Darstellers Benedict Cumberbatch, von dessen Darstellungskunst ich zunehmend begeistert war.
Auch Amazon bombardierte mich nach dem Kauf besagter Serien-DVDs gewissenhaft mit Empfehlungen "ähnlicher Filme" (über deren Bezug zueinander sich sicher auch manchmal streiten lässt, aber gut...)....und somit habe ich mir irgendwann auf eigene Faust die Filmographie des Schauspielers heraussgesucht, weil ich "filmkostbarkeitsmäßig" langsam ein echt gutes Gefühl bekam ;)
Tja....und da stand er dann, irgendwo mittendrin in dieser langen Liste, besagter Film, klein und unbeachtet und ohne weiterführenden Hyperlink...
Der Film ist nie synchronisiert worden und bei Amazon nur über diverse mehr oder weniger vertrauenserweckende Anbieter zu erhalten. Er hat eine klassische und unspektakuläre Spieldauer von 1 1/2 Stunden und die Rezensionen gaben nicht viel her außer einer Tatsache, die ich inzwischen selbst schon festgestellt hatte: Das der Schauspieler eben wirklich gut ist.
Auch der Plot klingt erst mal nicht besonders aufregend: Ein junger Mann, der an Krebs erkrankt ist, will mit seinen besten Freunden seinen Lieblingsort, eine abgelegene Meeresbucht, aufsuchen.
Hm. Kennt man irgendwie, wirkt eher vertraut als ausergewöhnlich.
Und trotzdem, irgendwas interessierte mich an dem Film.... via Google klickte ich mich zu weniger komerziellen Seiten als Amazon durch, um vielleicht aussagekräftigere Rezensionen zu ergattern, die sich nicht nur in schwarz-weiß-Meinungen ergießen und entweder Lobtriaden anstimmen oder geistlos verurteilend sind. Leider war das nur teilweise erfolgsgekrönt und letztenendes fiel mir dann auch ein, dass ich Rezensionen ja eigentlich gar nicht mal so gerne mag und mir lieber selbst eine Meinung bilde.... glücklicherweise fiel mir aber auch ein, dass es ja sowas wie Trailer gibt :) --> click
Ich weiß nicht wie's euch geht, aber ich hatte danach echt Bock auf den Film. Es sah aus nach ner Menge Spaß und unverblümter Emotionen, mit leichtem, aber nicht zu viel Kitsch.
Ich hatte schon beschlossen, meine Skepsis gegenüber diverser Amazon-Anbieter zu ignorieren und mir den Film zu bestellen....da....entdeckte ich was, in dieser kleinen Empfehlungsleiste neben dem Trailer.....was eine ungewöhnlich lange Zeitangabe hatte....psssst....^^
Wen also zum Teil recht vernuscheltes Englisch nicht stört, dem kann ich diesen Film nur empfehlen (ja, sogar obwohl ich teilweise echte Schwierigkeiten hatten das Gesprochene zu verstehen, hat mich der Film gefesselt. Eigentlich auch etwas, das nur für den Film spricht).
Ich kann ehrlich gesagt mal wieder nur schwerlich ausdrücken, warum ich ihn so sehr mochte. Vielleicht bin ich zur Zeit auch schlichtweg ziemlich sentimental drauf und er hat mich deshalb so angesprochen. Denn ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bei einem Film so sehr geheult habe....und mir gleichzeitig aber auch so sehr das Herz aufging...Vielleicht fand ich ihn aber auch deshalb so schön, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass er sich "bemühen" muss, wie es so viele andere Filme oftmals tun. Da wird sich um möglichst viel und möglichst ungewöhnliche Handlung bemüht, um geistreiche Dialoge, um Esprit, um etwas Auffallendes, Einzigartiges. Nicht, dass das schlecht wäre...aber wenn man dann mal einen Film zum Vergleich hat, der auch ohne diese Bemühung ganz wunderbar auskommt und ganz unverkrampft einfach vor sich hin fließt...dann ist das richtig angenehm.
Hm, ich will hier jetzt eigentlich auch nicht allzusehr vorgreifen, sollte jemand, der das alles gelesen hat sich den Film nun auch anschauen wollen. Wenn ihr das tut, würde mich jedenfalls sehr interessieren, was ihr von ihm haltet.
Und/oder eben, was für euch einen guten Film ausmacht, woran ihr das festmacht und was ein Film mit euch macht, damit ihr ihn als "kleine Kostbarkeit" betrachten könnt.
Ich bin gespannt :)
Der Trailer macht neugierig. Und weißt du, was richtig genial ist? Ich höre gerade die Trailer-Musik, die von ganz am Ende...James Vincent McMorrow - meine Güte, der macht aber schöne Musik! Wie findest du das Lied am Ende des Trailers? Oh, also - vielen Dank für diese Entdeckung! :D
AntwortenLöschen...Was für mich einen guten Film ausmacht? Hm...er muss mich tief berühren. Wirklich tief. Ich mag kleine Filme, Road Movies, B-Movies, all solche, die fernab der ganz großen Streifen existieren. Einfach weil...weißt du, meistens langweile ich mich bei den typischen Hollywoodstreifen schlichtweg zu Tode - weil sie nicht echt rüberkommen. Das ist allzu oft so aalglatt, selbst wenn eine verhältnismäßig gute Story dahintersteht, weißt was ich meine?
LG! :-)
Hey Meike,
AntwortenLöschenich muss gestehen, so wirklich bewusst habe ich bisher nicht auf den Song geachtet...vermutlich, weil er einfach so perfekt passt, dass man sich gar nicht wirklich Gedanken darüber macht ;) Deshalb danke, dass du mich nochmal explizit drauf hingewiesen hast, er ist nämlich auch für sich genommen wirklich schön, da hast du recht :)
Also schau dir den Film auf jeden Fall mal an, er ist es wirklich wert, wie ich finde...
Zum Thema Mainstream oder B-Movie: also ich finde so ein typischer Hollywoodfilm hat auch seine schönen Seiten. Ich habe bei Filmen nicht permanent den Anspruch, das die immer realistisch und authentisch sein müssen. Einfach mal was zum berieseln lassen ist auch ne nette Sache und dafür sind die echt gut, bzw. gibt es ja auch Mainstreamfilme, die wirklich wirklich toll sind, z.B. Herr der Ringe oder so)
Aber das, was ich als "Kostbarkeit" bezeichne, sind definitiv auch die Independence-Filme, und die kann man mit dem Blockbuster-Zeug auch einfach nicht im Mindesten vergleichen. Das sind eben die, die einen auf eine besondere Weise berühren, wie du ja auch geschildert hast :)
(Ich weiß übrigens immer mehr englische Filmproduktionen zu schätzen, nur mal so als Tip....;)
LG