Sonntag, 18. September 2016

Cause it's a different world

Das war ne miese Woche.
Als hätte man versucht, immer noch mehr in einen Koffer zu packen, obwohl die Nähte schon allmählich rissen. So fühlte sich mein Kopf, mein Innenleben irgendwann an.
Und dann sagt man sich, dass doch alles halb so schlimm ist, man schon viel stressigere Phasen hatte, keine Katastrophen passiert sind.
Aber der gefühlt ewige Schlafmangel spricht was anderes. Manchmal ist man einfach herzlich wenig resistent...

Der Lichtblick warst du. Unser gemeinsames Wochenende.
Wie eine Insel, zu der ich mich müde hinschleppte.
Dein besorgter Blick auf mich, als du aus dem Zug steigst, spricht Bände. Ob was passiert sei, fragst du.
Nein. Aber mein Akku muss wohl wirklich leer sein...
Doch schon im Auto merke ich, wie er wieder ein bisschen Energie zurückgewinnt. Obwohl mein Körper einfach nur nach Schlaf verlangt, mein Kopf noch immer viel zu voll ist, ist allein nur deine Gegenwart wie Sonne für Solarzellen.
Es geht mir gut. Mit dir... Noch vor einiger Zeit hätte ich nach einer solch aufreibenden Woche Zuhause gesessen und eigentlich nur darauf warten können, dass das Einsamkeitsgefühl wieder so richtig schön zuschlägt. Doch jetzt gibt es dich...
Ich weiß dass auch du müde bist. Das Regenwetter kommt uns gelegen. Bei warmem Kerzenschein nisten wir uns ein auf unserer Wochenend-Insel... Filme. Reden. Schweigen. Lachen. Nähe...

... und dann ist es schon wieder vorbei. Es hatte doch gerade erst angefangen...
Ich wusste, dass es diesmal kurz sein würde.
Ich weiß, dass wir uns nun zwei Wochen nicht sehen können.
Ich weiß, dass uns das noch öfter so gehen wird.
Und ich weiß auch, dass uns das dennoch nicht im Wege stehen wird.
Nähe über Distanz klingt vielleicht widersprüchlich. Ist aber vielleicht sogar eine höhere Form von Verbundenheit...
Trotzdem. Es war zu kurz. Gerade dieses Wochenende...
Der Uhrzeiger rückt unaufhaltsam vorwärts. Noch eine Stunde. 30 Minuten. 10.
Wie gerne würde ich sagen "Geh nicht...".
Aber ich will nicht so schwach sein. 

Wir sitzen im Auto. Mein Herz sinkt wie die Abendsonne, der wir entgegenfahren. Der Autobahnasphalt glitzert.
Dann die lange Strecke durch den Wald, immer geradeaus. Ich brauche nur eine Hand am Lenkgrad, die andere umfasst deine. You make me smile...
Ich habe das Lied die letzten Wochen öfter gehört und es jedes Mal genossen, weil es so gut passt...
Doch gerade ist mir so gar nicht nach Lächeln.
Parkplatz.
Ein Kuss.
Und dann kommen sie doch. Die Tränen. Verdammt nochmal.

Rückfahrt. Leaving on a jetplane...
Und obwohl du wahrscheinlich noch nicht mal im Zug sitzt, fühlt es sich wirklich wie Lichtjahre an, die du von mir entfernt bist. Meine rechte Hand greift nur den leeren Beifahrersitz...
Die Bäume schwimmen an mir vorbei... hör auf zu heulen....
Autobahn. Die Sonne im Rücken. Kurz vor der Ausfahrt eine Schafherde zu meiner Rechten.
Du weißt, dass ich Schafe mag. Und wärst du jetzt neben wir, würdest du bestimmt amüsiert sagen, wie süß ich sei, weil ich mich über die Schafe freuen würde.
Stattdessen wird aus dem gerade halbwegs versiegten Tränenstrom ein Heulkrampf.
Herrgott nochmal...!
Das Gefühl dass mich überwältigt, ist mies. Und es ist schön. Weil es einen Grund hat, warum es sich mies anfühlt... 
Cause its a different world when I look into your eyes...

Ich parke punktgenau mit der letzten Zeile ein, lasse sie verklingen, stelle den Motor ab und gehe rauf.
Rauchen. Essen. Telefonieren. Fernsehen.
Dir Gute Nacht sagen.
Diesen ewig langen Text schreiben.
Aber es nutzt nichts. Es ist immer noch da. Das Gefühl.
Und jetzt sagt es, dass es komisch ist. Dass sich etwas nicht richtig anfühlt.
Du fehlst.
Deine Zahnbürste ist da. Dein Tee. Dein T-Shirt.
Deine Unordnung, die du immer hinterlässt, was mich wahnsinnig macht.
Aber du nicht.
Es ist nicht richtig, noch nicht. Nicht heute. Es war zu kurz.

Ja, du kommst wieder.
Nein, ich will nicht schwach sein. Nicht jemand sein, der ohne einen anderen nicht sein kann.
Aber es ist einfach viel zu schön, dass ich nicht mehr ohne jemanden sein muss.
Ohne Dich...
Es ist schön, dass ich dich brauche. Und du mich.
 Es ist einfach viel zu schön, dass du so ein wichtiger Teil bist, dass er manchmal schmerzlich fehlt...

Cause it's a different world...








2 Kommentare:

  1. ich kann mich noch sehr gut erinnern, sehr, sehr ähnlich mit meinem ersten freund empfunden zu haben. da war das treffen und zeit verbringen auch nicht immer einfach und die abschiede waren schrecklich. es ist aber ein gutes zeichen für euch :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wir kriegen es alles in allem ziemlich gut hin. Zum einen ist die Enfernung noch moderat, zum anderen bemühen wir uns einfach beide, alles so zu timen, dass wir uns möglichst oft sehen. Das ist wichtig und ist auch Teil des letztlich schönen Gefühls - man WILL zusammensein, der andere ist wichtig, die gemeinsame Zeit wertvoll...

      Löschen