Freitag, 28. August 2015

Der Moment.



Es ist der Moment, der zählt
So sagt man doch, nicht? Nur der Augenblick, nur das Jetzt.
Was soll das bedeuten?
Dass Vergangenes und Zukünftiges egal sind?
Das erscheint mir weder fair noch logisch. Schließlich waren bzw. werden sie auch Momente gewesen sein. Die, die zählen.
Also zählt alles. Der Moment, und zwar jeder Einzelne. Der jetzt, der gestern, der morgen. Der Moment zählt. Also stimmt’s doch irgendwie…
Egal.
Das ist die Schlussfolgerung, immer. Die letzte Konsequenz, wenn ich über fragwürdig Sinnvolles (oder -loses?) sinniere. Dass es egal ist.
Denn nur deshalb geht mir so ein Gewusel überhaupt im Kopf rum.Weil ich nicht über anderes nachdenken will. Weil ich will, dass mir Dinge egal sind.
Ich bin nicht der Typ, dem Dinge egal sind. Dem sie egal sein wollen. Ignoranz (er)leben wir genug. Und ich will auch kein Leben völlig frei von Bedeutsamkeit leben. Manche Dinge, manche Momente, sollten bedeutsam sein. Die, die halt zählen…

Aber dieser eine Moment, der zählt nicht. Ich will nicht, dass er zählt, das darf er nicht.
Er war nicht gut. Du warst nicht gut. Für mich.
Und ich hätte es wissen müssen. Hab ich auch. Eigentlich.
Aber… ich wollte den Moment leben. Wollte nicht denken. Nur einmal. Wollte vertrauen… Nur einmal…
Und was hatte ich davon?
Einen entscheidenden Lebensmoment, der so niemals hätte sein sollen, so völlig anders, als er das in meinen Vorstellungen immer war.
Ich hatte zu lange darauf gewartet, mich zu sehr danach gesehnt, als dass er so nun zählen dürfte…. Nein…Nein!
Ich hab immer gesagt, ich bin kein Freund davon, Dinge zu verdrängen. Alles, was wir erleben, prägt uns, im Guten oder im Schlechten und letztlich immer zu dem, was wir sind. Alles gehört dazu.
Und dieser Moment war sehr prägend… aber halt in keinster Weise gut. So gar nicht. Ich werde noch meinen Kampf damit haben, das weiß ich jetzt schon… 
Und deshalb, wenn ich es könnte, würde ich diesen Moment ausradieren. Dich… einfach löschen. Das ganze Kapitel am Besten, rausreißen und vernichten. Verbrennen vielleicht. Oder zerkauen und ausspucken, in einer klebrigen Masse, und dann den Abfluss runterspüle. Das wäre zumindest symbolisch für das Gefühl, welches Du hinterlassen hast…
Und deshalb zählst Du nicht, zählt der Moment nicht. Dieser vergangene Moment…

Und deshalb zählen auch die Zukünftigen nicht, noch nicht, nicht jetzt.
Sie sind mir gleich, ich will, dass sie mir gleich sind. Jetzt.
Obwohl ich so nicht bin. Obwohl es nicht gut war, nicht zu denken. Blind zu vertrauen…
So bin ich nicht… Und das ist verdammt gut so. Eigentlich.
Denn uneigentlich ist es nun mal leider so, dass manche Momente erst gar nicht genossen, ja gar nicht erlebt werden können, gar nicht zählen können, wenn wir nicht auch mal ein Risiko eingehen.
Und im Moment scheint mir das Risiko (vergleichsweise) gering zu sein.
Weil man einen Fehler selten zweimal macht, weil man den Blick schärft. Und weil man abstumpft, ein bisschen... Das ist das (vermeintlich?) Gute an schlechten Erfahrungen...  
Also, drauf geschissen.
Was war, zählt nicht. Hab ich beschlossen. 
Und was noch kommt, zählt auch nicht. Noch nicht. Es ist mir egal.
Im Moment fühlt es sich nämlich gut an. So gut, wie es eben geht...
Im Jetzt. Das zählt.

4 Kommentare:

  1. Der Moment der zählt. Viele Momente. Unser Weg.
    Steinig. Nicht grade. So wie es ist, so ist es. Schön.
    Ein Text der berührt und alte Erinnerungen weckt.
    Wege die man gegangen. Damals. Nicht alleine. Die RadiostimMe

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, viele Momente...genaugenommen ist das ganze Leben eine Aneinaderreihung von Momenten. Man nimmt nur nicht jeden bewusst davon wahr, nicht alle bleiben in Erinnerung. Manche schon, die richtig Guten und die, die nicht gut taten. Und bei manchen weiß man noch nicht, was sie sind, was für eine Erinnerung sie mal sein werden...
      Danke für den Comment.

      Löschen
  2. hört sich nach ziemlich viel schmerz an :( ich habe mal ein schönes zitat gelesen "all we have is now". und das stimmt auch irgendwo. manchmal aber auch wieder nicht. denn vergangenes, das zählt, weil es uns geprägt hat. zukünftiges zählt, weil es uns hoffnung oder angst macht und uns dennoch im jetzt beeinflusst. das ist auch gut so, so lange es in maßen bleibt.
    bedeutungslosigkeit zu empfinden ist hässlicher als jeder schmerz, das kann ich leider aus erfahrung sagen. lass es niemals zu, dass es so weit kommt, egal wie weh es tut.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Letztlich hast du einfach nur recht und ich sehe es auch nicht wirklich anders. Ich versuche einfach hier und da immer mal wieder, bewusst gleichgültig zu sein. Wenn man sich keine Hoffnungen macht, nicht zu viel Gefühl investiert, dann tuts weniger weh, wenn eine Enttäuschung folgt. Dummerweise geht diese Rechnung eigentlich nie auf, weil ich so nun mal nicht bin...

      Löschen