So, heute gab es wieder für uns alle eine Stunde dazu. Und ich muss
sagen, dass mir das mehr als gelegen kommt. Wenn es nach mir ginge,
hätte ich auch nichts gegen 5 Stunden oder noch mehr gehabt.
Mein Bio-
und Schlafrhythmus sind seit geraumer Zeit eh total gestört, also würde
mir dahingehend wahrscheinlich nicht mal eine Zeitumstellung von 10 Stunden wirklich was ausmachen.
Ich weiß
seit Wochen einfach nicht mehr, wo all die Zeit bleibt.
So viel, was es
zu erledigen gibt, tagtäglich, und es wird und wird nicht weniger.
Dabei
ist momentan nicht mal eine dieser typischen Stressphasen, wie z.B.
kurz vor Klausuren oder die Vorweihnachtszeit, in der es ja - zumindest seit man erwachsen genug ist - schon ein nahezu natürlicher Zustand ist,
wenn sich Arbeit und Stress in sämtlichen Lebenssituationen gnadenlos
anhäufen.
Aber ich weiß gar nicht, inwiefern ich in meiner
momentanen Situation tatsächlich von Stress sprechen sollte.
Ich habe, auf einer rein sachlichen Ebene, zwar schon so einiges zu tun und vor allem läuft vieles einfach nicht rund.
Aber auf einer anderen, tieferliegenden Ebene, bin ich mir nicht sicher, ob Stress hierfür das recht Wort ist. Vielmehr ist es...Anspannung. Ja, das trifft es wohl eher.
Eine permanente, innere Anspannung, eine Unruhe, die sich nicht legen will. Ich spüre es, allgegenwärtig.
Ich schlafe unruhig und träume intensiv, das ist bei mir immer ein Anzeichen für innere Aufgewühltheit.
Und vor allem träume ich Sachen, die mir gar nicht gefallen...
An
manchen Tagen trägt sich diese innere Anspannung sogar bis nach Außen.
Neulich, bei der Teamsitzung fiel mir das z.B. auf, von einer Sekunde
auf die andere. Leute die mich kennen, wissen, wie das dann aussieht.
Ich fange wild an zu gestikulieren und rede mich so in Rage, dass ich
über meine eigene Zunge stolpere.
An anderen Tagen bin ich ganz in
mich gekehrt, habe nicht die geringste Lust, irgendjemanden an meinem
Gefühlsleben teilhaben zu lassen. Und auch das spannt an, strengt an,
andere bewusst auszuschließen.
Was mir fehlt, ist Zeit.
Zeit, um mich dieser Unruhe zu stellen, ihr auf den Grund zu gehen,
zu erforschen, warum sie überhaupt da ist.
Es ist nicht so, dass
ich keine freie Minute mehr hätte, aber die Minuten, die dann frei sind,
möchte ich irgendwie nicht dafür nutzen, um mich mit mir selbst
auseinanderzusetzen.
Stattdessen nutze ich sie, um alles von mir zu
schieben und möglichst belanglose Dinge zu tun. Weil mich das eben erst
mal entspannt.
Dummerweise ist damit nicht die Ursache des Problems behoben, sondern dient lediglich der Bekämpfung der Symptome.Und
ich merke ja auch, dass es nur leidlich was bringt, weil selbst in den
vermeintlichen Entspannungsphasen meine Gedanken ständig Kreise
ziehen...
Ich weiß auch gar nicht, warum ich es offensichtlich
nicht wage, die Sache anzugehen. Das kenne ich gar nicht. Ich konnte
mich immer gut selbst reflektieren.
Von daher ist Zeit wohl doch nicht das Einzige, was fehlt...
Und dennoch, sie spielt eine Rolle, die Zeit....wenngleich ich nicht definieren kann, welche.
Um das zu können, müsste ich sie erst mal finden.
Finden? Heißt das, ich muss sie nur suchen? Ist es so einfach?
Wo sucht man sie? Und wenn ich sie finde, muss ich mich dann auf sie stürtzen und einfangen wie ein wildes Pferd? Oder muss ich sie behutsam anlocken wie ein scheues Reh...?
Ich glaube, innerlich weiß ich irgendwo, dass es hier um einen größeren Zeitraum geht, als nur ein paar Stunden, die jeder von uns ab und an als zusätzliches Tagespensum ganz gut gebrauchen könnte.
Und auch um mehr, die uns eine Stressphase raubt.
Ich glaube, es geht hier um ganz andere Dimensionen, die viel weiter in die Zukunft reichen.
Und auch noch in die Vergangenheit....
Ich befürchte, es geht nicht mal darum, dass sie nicht da ist.
Sondern vielmehr, dass sie einem davonrennt.
Oder stehen bleibt.
Tja...tiefgreifende Fragen, die du hier stellst, liebe Isi.
AntwortenLöschenDa sind so viele verschiedene Aspekte in deinem Text, die ich aber allesamt sehr gut nachvollziehen kann. Selbst dieses "Eigentlich konnte ich mich immer ganz gut selbst reflektieren". Hm. Hab ich auch mal gedacht. Und dann kam alles ganz anders und ich habe gemerkt, wie viel da ist, das ich nur gut vor mir versteckt hatte. Da muss ich gerade dran denken, auch wenn es bei dir vielleicht ein bisschen anders ist.
Ich wünsche dir diesbezüglich auf jeden Fall ganz viel Mut.
Zum Thema Zeit...tja...es ist eine knifflige Sache. Ich glaube aber auch, dass es ein bisschen diese verrückte Zeit ist, in der wir leben. Alles geht immer schneller. Früher haben die Menschen vielleicht härter gearbeitet, aber da gab es nicht diesen enormen Informations-Überfluss, der einen echt fertigmachen kann. Und die Menschen haben zum ersten Mal wirklich die Chance auf Selbstverwirklichung - ich glaube, damit hat das auch was zu tun. Denn die fordert Energie und Zeit und Mut und wir sollen aber trotzdem auch noch funktionieren und dann ist da noch dieses völlig verschobene Welt- und Menschenbild, das einem seitens der Medien suggeriert wird...es ist einfach SEHR, SEHR viel, was wir uns heutzutage zumuten, glaube ich. Ich glaube zwar, dass wir es durchaus schaffen können, all das zu bewältigen, und dass es eine Chance ist - aber eigentlich ist es doch nur allzu verständlich, dass wir beizeiten von einer undefinierbaren Unruhe geplagt werden und praktisch ständig in Zeitnot sind.
Deshalb liebe ich es auch so, in der Natur zu sein. Weil da all das "Un-Natürliche" für eine Weile ein Stückchen weiter weg ist und weil Zeit dort wirklich relativ ist. Hmmm...
Ach man...weißt du, ich habe in der letzten Zeit auch viel über den Satz "sich Zeit nehmen / sich zeit lassen" nachgedacht. Sollte es wirklich so einfach sein, dass wir uns einfach Zeit lassen sollten, um mehr Zeit zu haben, rein aus der energetischen Sicht gesehen?
Na ja, das sind so meine Gedanken dazu, ganz spontan. :-)
Bitte vergiss nicht, mir Bescheid zu sagen, wenn du die ultimative Lösung für all das gefunden hast, ich wäre dir seeehr dankbar! ;-)
Liebe Grüße!
Meike
...."ich habe gemerkt, wie viel da ist, das ich nur gut vor mir versteckt hatte."
AntwortenLöschen...liebe Meike, ich denke damit hast das ausgesprochen, was ich mich einfach nicht zu sagen getraut habe, mir nicht eingestehen will. Das gibt mir in der Tat zu denken...andererseits frage ich mich an solch einer Stelle, ob ich vielleicht nicht dazu neige, alles auch ein bisschen überzudramatisieren. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum ich nicht so recht über gewisse Dinge nachdenken mag, weil ich keine Lust habe, in eine Panik zu verfallen, die eigentlich total unnötig ist. Hm....schwierige Sache, die auch vermutlich so schnell nicht werde lösen können :/
Was die Zeit betrifft, hast du sicherlich recht, dass vieles auch mit dem aktuellen Zeitgeist zusammenhängt. Interessant finde ich dabei deinen Gedanken, dass der Mensch nie zuvor so sehr die Chance auf Selbstverwirklichung hatte. Ist ja an sich eine tolle Sache, und doch schwingt offensichtlich eine gewisse Tücke mit. Wer viel Raum geboten bekommt, kann sich darin auch schnell verloren fühlen...
Hm...es gibt sehr vieles in deinem Kommentar, was mich nachdenklich stimmt, und dafür danke ich dir. Ich schätze deine Ansichten immer sehr :)
LG