Sicher habt ihr es auch schon mitbekommen, den neuesten
Streich von „Mama“ von der Leyen:
die will nämlich Schlecker-Verkäuferinnen zu
Erziehern und Altenpfleger umschulen lassen.
(Und „Kindchen“ Schröder steigt begeistert mit ein….ach
neee, echt? Pff… -.- )
Ein Thema, dass bei uns im Uni-Forum heiß diskutiert wird,
direkt nach dem Betreuungsgeld (tolle Idee, btw….*sarkasmus*)
Und auch die Zeitungen halten sich diesbezüglich nicht mit
falscher Bescheidenheit zurück.
Im Prinzip sind, egal wo debattiert wird, zwei Positionen
erkennbar:
Diejenigen, die sich aufregen (mehr oder weniger maßlos und zynisch). Eindeutig die Mehrheit und eindeutig zumeist jene aus genannten
Berufsgruppen.
Und ein paar vereinzelte Beschwichtiger, die den Aufregern
sagen, sie sollen mal nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Eindeutig
jene, die nicht aus oben genannten Berufsgruppen stammen.
Ich für meinen Teil hänge momentan noch ein bisschen
dazwischen.
Als Erzieherin gehöre ich erster Gruppe an und ich muss auch
echt sagen, mein erster Impuls, als ich davon im Radio hörte, war:
"Na toll, danke...ist ja wieder mal sehr wertschätzend
gegenüber uns Erziehern..."
So ziemlich unmittelbar darauf dachte ich aber, halt,
Moment, man kann auch andersherum nen Schuh draus machen… Ich rege mich
schließlich über zu geringe Wertschätzung auf, also sollte ich nicht Selbiges
auch tun und mit elitärem Denken von vornherein davon ausgehen, die Schleckerfrauen seien prinzipiell gar
nicht für den Erzieherberuf geeignet.
Was mich in diesem Zwiespalt hält ist ehrlich gesagt
Unwissenheit:
Mich würde nämlich mal interessieren, was genau ich mir denn unter „Umschulung“ vorzustellen habe?
Mich würde nämlich mal interessieren, was genau ich mir denn unter „Umschulung“ vorzustellen habe?
Heißt das, dass die Ausbildung so, wie sie gesetzlich
vorgegeben ist absolviert wird, sprich 5 Jahre mit allem drum und dran?
Denn dann sehe ich bei der ganzen Sache nicht unbedingt ein
Problem, sondern eben für die Betroffenen eine neue Chance.
Oder heißt es, dass die Ausbildung quasi im
Crashkurs-Verfahren durchgezogen wird, nach dem "2 Fliegen mit einer
Klappe-Prinzip" (die Damen werden nicht arbeitslos und die KiTas bekommen
schnellstmöglich ihre "Fachkräfte")... ?
Ich tippe mal stark auf Letzteres und setze daher
“Fachkräfte“ ganz bewusst in
Anführungszeichen, denn wenn die ganze Sache tatsächlich nach diesem Hopplahopp-Verfahren
stattfindet, dürfen sich die Umgeschulten eben so nicht nennen, sondern lediglich
„Hilfskräfte“.
Tja und die…will kaum einer mehr. Denn schließlich werden ja
die Anforderungen immer höher, Erziehung ist nicht (mehr) einfach nur
Beaufsichtigung, es ist zu einem großen Teil Bildungsauftrag. Und dazu brauchen
wir entsprechend qualifiziertes Personal.
Der Schuss ginge also doch so eindeutig für beide Parteien nach hinten los,
sowohl für die Schlecker-Damen als auch für die KiTas.
Wo ist da also der Sinn, fragt man sich…
Womit wir beim, meiner Meinung nach, eigentlichen Thema
dieser ganzen Farce wären:
Nicht die Frage nach der Eignung oder Nicht-Eignung von
Schleckerverkäufern für soziale Berufe steht hier primär zur Debatte.
Vielmehr ist dadurch mal wieder das explosive Gemisch aus
zwei - inzwischen gefühlt urzeitlichen - sozialkritischen Themen an den Tag
getreten:
Zum einen die noch immer generell versäumte Wertschätzung
gegenüber dem sozialen Berufsbereich, trotz besagter Anforderungsveränderungen.
Und zum anderen das ironische Pendant dazu: Der steigende Bedarf
eben jener, „besser qualifizierter“ Fachkräfte.
Die Gleichung unserer Politiker, die hierzu immer errechnet
wird, scheint denkbar einfach:
höhere Anforderung = höhere Qualifikation (à
und wer höhere Qualifikationen besitzt, bekommt auch höhere Anerkennung, in
Gehalt wie auch gesellschaftlicher Position).
Logisch, oder?
Von wegen!
Warum zum Kuckuck sollte dieses Problem durch höhere Qualifikation zu lösen
sein, sprich z.B. Erzieherausbildung nur noch mit Abitur?!
Gerade in den sozialen Berufen sagt diese Art von Bildung
keinen Meter etwas über die Eignung aus und ich bin sicher, es würden verdammt
viele gute Fachkräfte verloren gehen, nur weil sie ihr Abitur nicht haben.
Und die Erzieherausbildung an sich ist abgesehen davon alles
andere als anspruchslos, das sollte man auch mal mit einschieben…
Die Qualität steht also meiner Meinung nach hier nicht zur
Debatte, weil es darüber nichts zu debattieren gibt!
In diesem Fall ist es tatsächlich mal die Quantität, an der
gearbeitet werden muss.
Denn vielmehr sollte bei der ganzen Geschichte der Bedarf dahingehend abgedeckt werden, dass mehr Fachkräfte eingesetzt werden, so dass sich die Arbeit besser aufteilt.
Denn vielmehr sollte bei der ganzen Geschichte der Bedarf dahingehend abgedeckt werden, dass mehr Fachkräfte eingesetzt werden, so dass sich die Arbeit besser aufteilt.
Oh halt, da war doch was…richtig, der Fachkräftemangel…hm,
wie könnte man den wohl lösen? Hier wär ne Idee: mehr Wertschätzung! Den Beruf
attraktiv machen!
Bei den meisten Leuten scheint ja auch heute, selbst mit dem
ganzen Bildungs-Hype der dieses Land überrollt, noch immer die Erzieherin nicht
in eben diese Sparte einsortiert worden zu sein. Stattdsessen sitzt sie in den
Vorstellungen vieler Köpfe mit der Kaffeetasse gemütlich in einem Haufen
friedlich spielender Kinder und macht sich nen schönen Nachmittag.
Aber selbst für jene, die dieses verklärte Bild nicht hegen,
hier die Frage:
Wie soll denn eine Erzieherin bitteschön ihren Erziehungs-
und Bildungsauftrag in vollem Umfang erfüllen, wenn sie zusätzlich hier noch
ein Elterngespräche hat, da eine Fortbildung, da die Entwicklungsbögen, dort
was für die Öffentlichkeitsarbeit, da das Protokoll für die Teamsitzung....und
zu allem Überfluss wahrscheinlich die Kollegin noch ausfällt und sie sich den
halben Tag alleine um 25 Kinder kümmern muss, von denen eines weint, das andere
gewickelt werden muss und das dritte schon ewig darauf wartet, dass es
vorgelesen bekommt...und dann fällt mangels Personal die Vorschulförderung aus
und es gibt Beschwerden von den Eltern…
Ich könnte das endlos fortsetzen, nur um zeigen, dass die
PÄDAGOGISCHE Fachkraft, vielleicht gerade mal die Hälfte ihrer Zeit und Kraft
für eben jenes Feld aufzubringen vermag, nur weil der Rahmen total aus den
Fugen geraten ist…
Unterm Strich ist es immer zuviel Anforderung bei zu wenigen Leuten.
Und nicht zu viel Anforderung bei zu geringer Qualifikation.
Denn auch ein 1er-Abiturient kann sich nicht fünfteilen.
Unterm Strich ist es immer zuviel Anforderung bei zu wenigen Leuten.
Und nicht zu viel Anforderung bei zu geringer Qualifikation.
Denn auch ein 1er-Abiturient kann sich nicht fünfteilen.
Tja, liebe Politiker, ich denke mal, da wäre eine neue
Gleichung fällig…
Hey, wie wäre es damit:
Schlecker-Frauen vor Arbeitslosigkeit bewahren = Umschulung
zum Politiker!
Vielleicht sollten mal die Politiker nicht ihren Arsch den ganzen Tag platt sitzen und solche sinnlose Entscheidungen treffen.
AntwortenLöschen100 Euro pro Monat dafür das du zuhause bleibst und dein Kind hütest und nicht in die Kita gibst, wo es sowas wie Sozialverhalten lernt??
Es gibt Eltern, die dringend ihr Gehalt brauchen und keinen Kitaplatz bekommen. Und quasi zum dank lausige 100 Euro.
Und dann aber auch auf die "glorreiche Idee" kommen, die "Schlecker"-Frauen zur Erzieherinnen umschulen.
Achja wir haben ja auch den Fachkräftemangel und es werden dringend Ingenieure gesucht.
Liebe Politiker nur zur Info und ein kleines anschauliches Beispiel.
Ein Mann, zu dem Zeitpunkt 53 Jahre, wird nach 10 Jahren aus der Firma geschmissen, schreibt Bewerbungen, weil er ja die Qualifikation hat, der fast 30 Jahre Berufserfahrung hat, der Ingenieur für Verfahrenstechnik/Anlagebau ist. Eigentlich ein Glücksgriff für die Firmem. Denkste. Jetzt hat der Mann eine Stelle in der Schweiz, verdient besser als in Deutschland und die sind froh, einen erfahrenen Mitarbeiter zu haben das sie im Festvertrag die Probezeit weggelassen haben. "Wir wollen nicht das du uns wieder abhaust!!"
Liebe Bundesregierung euer Wunschdenken und ,ich nenne es einfach mal so, "Wahnvorstellungen" klappen hier nicht.
Achja und sich über die SPD; Grünen und die Linke aufregen weil die die geplante Verabschiedung zum Betreuungsgeld boykottiert haben. Die haben jedenfalls noch anstand!!
Also ich würde schon sagen, dass es die ganzen sozialen Tätigkeiten entwertet. Man sagt ja eigentlich mit der Idee so "Wir haben ne Menge Leute, die wir beschäftigen müssen, wir brauchen mal einen Job für sie, der einfach ist und den sie schnell erlernen können, ahja klar, wie wäre es mit Erzieherin oder Altenpflegerin?"
AntwortenLöschenZumal ja nicht jeder automatisch dafür geeignet ist mit Kindern oder älteren Menschen umzugehen, nur weil er selbst ein Mensch ist. Ich kenne genug Leute, die sagen, dass sie niemals so nen Job machen wollen würden, weil es ihnen einfach zu anstrengend ist, irgendeinen Grund werden die Schleckerverkäuferinnen ja auch gehabt haben diese Ausbildung zu machen und nicht die zur Erzieherin.
Naja, so ganz durchdacht scheint mir diese Idee jedenfalls nicht zu sein.
@Anni: Das mit dem betreuungsgeld hast du gut auf den Punkt gebracht. 100 Euro sind alles andere als eine akzeptable Alternative zu einem Kita-Platz, das ist lächerlich! Ganz zu schweigen von diversen Folgeproblemen, die das ganze auslöst, z.B. in Bezug auf Integration von Migranten...ok, das würde jetzt hier zu ausführlich werden...
AntwortenLöschenTja, und was "den Mann" betrifft (wer ist das wohl? ^^)...die Schweizer haben halt nicht nur Kräuterbonbons erfunden, sondern offensichtlich auch mehr Verstand als wir ;)
@Soloyo: Hast schon recht, natürlich ist nicht jeder für diesen Bereich geeignet, gerade wenn man mit Menschen arbeitet und nicht mit Maschinen braucht man ein gewisses Gespür. Trotzdem denke ich ist es auch falsch davon auszugehen, das jede von den Schlecker-Damen prinzipiell ungeeignet ist. Aber das ist wohl ne Grundsatzdiskussion und letztlich läuft es ja doch alles darauf hinaus, dass die soziale Sparte einfach eindeutig immer benachteiligt wird. Ein trauriges Zeugnis für einen sog. "Sozialstaat", möchte man meinen...