Dieses geradezu frühlingshafte Wetter gestern schrie förmlich nach einem Spaziergang. Wozu hab ich denn Wald und Wiese direkt hinterm Haus? Ich nutze das echt zu wenig...
Nach stundenlanger Lernerei gestern musste ich jedenfalls meinen Kopf mal frei bekommen, sonst wär ich echt wahnsinnig geworden.....
Und diese Entscheidung war echt gut.
Es tat so gut.
Einfach laufen, frische Luft, freies Atmen, die Sonne auf meinem Gesicht, ein kräftiger aber angenehmer Wind weht durch meine Haare...
Zuerst gehts eine Weile aufwärts, und für diese Mühe wird man anschließend mit einem atemberaubenden Blick über Wiesen und Felder und das darunterliegende Dorf belohnt.
Ich sehe mein Haus.
Ich bin bezaubert, wie die spätwinterliche Nachmittagssonne alles in ein warmes, weiches Licht taucht.
In der Ferne: Wald. Und es ist wunderschön, wie sich dieser dunkle Tann vor diesem strahelnd blauen Himmel abhebt.
Weiterlaufen, atmen...ich sehe mich kurz um.
In der Ferne entdecke ich ein paar weitere Spaziergänger.
Ich schließe die Augen, breite meine Arme aus wie ein Vogel und laufe weiter.
Es ist mir egal, ob das jemand sieht.
Ich höre den Kies unter meinen Füßen knirschen und die Vögel um mich herum zwitschern.
ich beschließe, den "normalen" Weg nicht weiter zu laufen, darauf habe ich heute keine Lust.
Ich biege querfeld ein, der Weg wird dort erst schmäler und endet in ca. 100m abrupt in Feld und Wiese.
Direkt unterhalb des Weges liegt ein Bach. An dem haben wir früher oft gespielt.
Derzeit kann man leider dort nicht hin, weil der Bauer die Weide noch eingezäunt hat.
Aber man kann den Bachlauf entlang gehen.
Obwohl die Sonne heute schon ziemlich viel Kraft hat, ist hier alles noch matschig.
Aber das macht nichts.
Wäre es wärmer hätte ich nicht übel Lust, jetzt barfuß durch den Schlamm zu laufen...
Nach einer Weile ist es auch schon vorüber und nun laufe ich durch einen Teppich völlig verdörrten Laubes, schon vor Monaten von den Bäumen gefallen...
Dann komme ich zu der Stelle des Baches, an der wir ganz besonders gerne gespielt hatten.
Hier konnte man Staudämme bauen und Matschsuppen kochen, man konnte die Bäume eine Burg oder einen wilden Dschungel sein lassen...

Eine Unmenge an Kindheitserinnerungen steigen in mir hoch und ich fühle mich glücklich.
Vielleicht auch ein wenig melanholisch, weil es diese Art von Unbeschwertheit nur einmal im Leben gibt...selbst wenn man sich als Erwachsener noch so sehr bemüht, sich diese kindliche Leichtigkeit zum Vorbild zu nehmen...man kann sich ja schlussendlich doch nur ein paar Augenblicke davon stehlen...
Ich gehe weiter. Über die "Drachenwiese".
So haben wir sie immer genannt, weil man hier im Herbst so toll Drachen steigen lassen konnte.
Und im Winter war sie der Treffpunkt aller Kinder zum Schlittenfahren.
Seltsam, denke ich mir. Wenn ich daran zurückdenke, habe ich diesen Hügel als recht steil in Erinnerung...zumindest dauerte es immer eine ganze Weile, bis man seinen Schlitten wieder oben hatte und von oben sah es doch immer so hoch aus...oder?
Denn in Wirklichkeit, jetzt wo ich hier so stehe...ist es nicht vielmehr als eine sanfte Steigung...
Schon komisch, wie man als Kind die Dinge doch so anders wahrnimmt...

......es wird Zeit, heim zu gehen.....
Hach, weißt du, wenn man das so liest, ist es ein bisschen so als wäre man selbst dabeigewesen - damals und auch auf deinem Spaziergang.
AntwortenLöschenTja...schon irre wie sich das anfühlt, wenn man mal alte Erinnerungen aufleben lässt, gelle?
Habe ich im vergangenen Jahr auch häufig getan. Bin Wege gegangen, die ich zuletzt als Kind gegangen bin und all das...wirklich spannend.
LG!