Montag, 28. Juli 2008

Ich packe meinen Koffer....

...wenn Erzieher auf Reisen gehen.....^^
-->Faks Abschlussfahrt nach Berlin – 22.7.-25.7.08

Dienstag:
Morgens, halb sechs in Deutschland, genauer: Aschaffenburg Hauptbahnhof.
Nachdem wir wohl alle eine recht kurze Nacht hatten, versucht jeder auf seine Art, die Müdigkeit zu vertreiben:
Die Kaffee-Junkies kippen heute auch mal ein Becherchen mehr, die anderen probieren’s schon mal mit Bier, die anderen mit Zigaretten, und wieder andere plündern den Bäckerladen....
So wirklich gesund ist ja keine von dieser Optionen, aber schließlich ist das ne Abschlussfahrt und keine Stewa-Kaffeefahrt für den Rentner-Kegelclub...
Und mit der Vorbildsfunktion nehmen’s wir heute halt auch mal nicht so genau...
In wie fern das also alles legitim ist sei mal dahingestellt und so ist die allgemeine Stimmung trotz Müdigkeit recht entspannt.
Dank unserer Entertainer vom Dienst (allen voran Max+Gittarre), die zum Zwecke der Unterhaltung auch eine Frühschicht nicht scheuen, wird die nun folgende, 5-Stündige Zugfahrt recht lustig.
In Berlin angekommen geht’s gleich weiter mit der S-Bahn, Richtung Köpenick, welches, wie wir etwas enttäuscht feststellen, doch relativ weit außerhalb liegt.
Auch unser Domizil entspricht nicht so ganz unseren Vorstellungen....
Die Bettengröße der Zimmer ist nicht wie angegeben und so muss man sich die nächsten Tage nun wohl oder übel das Zimmer mit Personen teilen, die nicht so gaaaaanz auf der eigenen Wellenlänge surfen.....
Apropos surfen: Da das Selbstversorgerhaus an einen Kanuclub angrenzt und die Rede von einem See war, waren wir auch dahingehend etwas verdutzt:
Irgendwie haben wir mit Seen scheinbar so unsere Schwierigkeiten, denn auch bei der letzten Klassenfahrt war der angeblich vorhandene See ja nicht da..... (s. Post „Wo ist der See?“/ Juli 07)
Und wenn diese braune Brühe da draußen ein See sein sollte, dann fress ich ein Kanu...
Was da vor dem Haus friedlich vor sich hin blubberte war wohl eher die Spree...und die ist, nun ja, sagen wir mal...nicht gerade ein glasklares Gewässer....
Aber lassen wir das.
Abgesehen von diesen kleinen verkraftbaren, unerwarteten Tatsachen, tat sich erst mal ein viel schwerwiegenderes Problem auf, welches natürlich auch gleich ganz vorbildlich in Form einer Krisensitzung mit gemeinsamer Entscheidungsfindung umgesetzt wurde! Und zwar nach Mehrheitsbeschluss! (ja, was war denn da überhaupt los? Ich dachte der Konsesus wäre die bessere Wahl?!...^^)
Aber gut, darüber muss man sich nun eigentlich nicht weiter auslassen.
Nachdem das also erledigt war, bildeten sich Grüppchen (nein soooowaaaas, das hatten wir ja noch niiiiieeeeee....*augenroll*....), die sich nun auf den Weg zurück in die Innenstadt machten um diese ein wenig zu erkunden.
Zuerst einmal stand ein bisschen Rolltreppen-Surfing im KaDeWe an. Das ist auch echt das Einzige was man da drinnen machen kann. Meine Welt ist das sowieso nicht... -.-
Danach schieden sich die Geister und meiner einer sowie 8 weitere Personen (darunter auch 3 besagte, unfreiwillige Zimmermitbewohner....-.-) landeten schließlich nach einigem hin und her am Potsdamer Platz und versuchten verzweifelt, irgendetwas Essbares aufzutreiben, was sich als ein doch recht schwieriges Unterfangen herausstellte....
Verschiedene Vorstellungen von Gemütlichkeit und finanziell tragbaren Ausgaben, verschiedenen Geschmäcker, verschiedenen Auswahlmöglichkeiten.....

--> aaarrrgghhh, ich hab HUNGER, verdammt!!!
Ja, wenn ich RICHTIG Hunger habe, dann werde ich launisch.....
Und da ich da nicht die einzige war der es so ging, taten wir schließlich das einzig Sinnvolle: Die Gruppe noch mal spalten!
Bevor man am Ende noch singen kann „....der/die eine war so angepisst, da waren’s nur noch acht.....“
Nachdem wir dann endlich was im Magen hatten, machten Nicole, Eva und ich noch einen kleinen Abstecher zum Brandenburger Tor und zum Holocaust-Denkmal.






















Warum die zu diesem Zweck so lustige Klötze gewählt haben, werd ich erst 2 Tage später rausfinden, dato finde ich das noch immer sehr sinnfrei, bzw. makaber, da diese Dinger nun mal einfach dazu anregen, lustige Fotos zu machen, was ja in Anbetracht des eigentlichen Sinnes nicht ganz so angebracht ist....
Aber ich hab mich diesmal vornehm zurück gehalten:












Auf dem Rückweg gaben dann unsere beiden Herren noch eine kleine Gogo-Dance-Show an der U-Bahn-Haltestange zum Besten *lol* ^^

Den Abend verbrachten wir dann im Haus, bzw. dahinter, draußen, in einer sehr netten kleinen Runde (na ja....Sportlehrerinnen sind ziemlich seltsam und nervtötend, wenn sie was getrunken haben und auf Zigaretten-Entzug sind.....)
Die ersten 3 Falschen Wodka-Kirsch gingen dabei schon drauf ^^
Das hier ist übrigens der Anfangsbestand unseres Vorrates (von Eva, Nicole und mir):










Und bis auf Evas berühmten „Selbstgebronnde“ war am Ende auch alles leer....*pfeiff*....




Mittwoch:
Auch diese Nacht wurde nicht sehr viel geschlafen und gleich nach dem GEMEINSAMEN Frühstück (ein bisschen muss man den pseudomäßigen Gemeinschaftssinn ja raushängen lassen) geht’s erst mal wieder auf eine S- und U-Bahn-Reise, diesmal nach Hellersdorf, wo wir die „Arche“ besichtigen.
Alles in allem war das sehr interessant und ich möchte es bitte nicht missverstanden haben, wenn ich jetzt sage, dass mir dieser Typ, der das ganze gegründet hat, irgendwie suspekt war...
Ich habe den allergrößten Respekt vor solchen Leuten, die den Mut haben, so etwas aufzuziehen und wirklich allerhand investieren, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Da kann man nur den Hut ziehen.
Was die Skepsis auslöste, oder besser gesagt, was irgendwie traurig war ist, dass dieser gute Mann doch sehr auf Medien getrimmt war....
Man hätte uns auch weniger effekthaschende Storys erzählen können und man hätte uns auch eine Stunde früher die Einrichtung zeigen können, wenn die Kinder noch nicht da sind, so dass man sich nicht das Gefühl einer Zoobeschauung hat, wenn man Mitten durch den Speisesaal trampelt....
Ansonsten aber wie gesagt sehr interessant und beeindruckend.
Danach erfolgte wieder Grüppchenbildung und es ging erst mal ab zum Alexanderplatz.
Da dieses mal keine Stange in Sicht war mussten Max und Dominik eben auf eine improvisierte Freestile-Tanzperfomance zurückgreifen und brachten nicht nur uns sondern auch den armen Menschen, zu dessen Gittarrenklängen sie da diesen doch recht grotesk aussehenden Tanz vollführten, ordentlich zum Lachen, so das dieser beinahe das Singen vergaß ^^












Danach ging’s zu den Halleschen Märkten und ich weigerte mich strikt, mir eine Kugel Eis für 2,50 Euro zu kaufen. Und wenn es das tollste Eis der Welt wäre, das geht einfach gar nicht!
Anschließend suchten wir den alten jüdischen Friedhof auf. Unsere Herren durften ihn nur mit Kopfbedeckung betreten und gutmütig wie unsere Corinna halt ist lieh sie Dominik ihr überaus fesches Sonnenhütchen ^^
Anschließend trennten sich die Wege wieder und nach einigem Hin und Her und unterschiedlichem Ausmaß an Angepisstheit aller anwesenden Beteiligten spaltete sich die Gruppe wiederum ein zweites Mal und somit setzten Nicole, Eva und ich unseren Weg wieder alleine fort, diesmal zum „Tacheles“, in welches ich gerne noch mal rein wollte, nachdem ich bei meinem letzten Besuch nur das Treppenhaus besichtigen konnte.
Prinzipiell ist es ja eigentlich nur ne ziemlich abgesiffte und nach Pisse (oh Verzeihung: Pipi) stinkende Bruchbude, aber diese ganzen Graffitis an den Wänden sind schon saucool:
click
Und diesmal konnte ich ja auch mal die Gemälde bewundern, inklusive die Art und Weise, wie sie entstehen.....in einem der Räume, aus dem schon von weitem eine äußerst fragwürdige, psychedelische Musik schallte, waren 2 seltsame und – ebenfalls fragwürdig und psychedelisch aussehende – Gestalten gerade bei der Arbeit.... zwar ist das Klischee von dauerbeifften Künstler irgendwie ausgelutscht, aber....ganz ehrlich?....wenn die nix geraucht haben, weiß ich auch nicht mehr....
Dann gings wieder Richtung Haus, allerdings nicht, ohne vorher noch einen Schwenk bei der besten Eisdiele Berlins vorbei zu machen.
--> dazu sag ich nur: „Mango-Eis ist Mundorgasmus“
(ich kann ja ums Verrecken kein Mangoeis mehr essen ohne nicht an diesen Spruch von dir zu denken, LIEBE KATHRIN!!! .....^^)
Der Abend war dann, in zweierlei Hinsicht, zwiespältig:
Zum einen in Bezug auf die ja schon bekannte Gruppenteilung, da einige das Berliner Nachtleben mal bestaunen wollten, andere darauf aber eher weniger Bock hatten.
Und zum anderen in Bezug auf die Gesprächsthemen, die in der Runde der „Daheimgebliebenen“ so auf den Tisch kamen.....
Da kam man dann vom Wunsch der Herren, gerne mal zu wissen wie es wohl sei eine Frau zu sein, zu der Feststellung, dass es das Ego der Männer ankratzt, wenn sie das Gefühl haben dass ihre Freundinnen/Töchter/Schwestern klüger sind als sie, bis hin zu der höchst philosophischen Frage, welcher tiefere Sinn wohl dahinter verborgen ist, jeden Samstag die Straße zu kehren....

Donnerstag:
Das Projekt „gemeinsames Frühstück“ musste gezwungener Maßen eine Planänderung erfahren, da einige der gestrigen Nachtschwärmer das Berliner Nightlife wohl offenbar in vollen Zügen ausgekostet haben, wie der Rest von uns am nächsten Tag in Form einiger amüsanten Anekdoten erfuhr.
Da kam es neben dem offensichtich ein oder anderem Glas an alkoholischem Inhalt unter Anderem auch noch zu einer mehr oder weniger unfreiwilligen Namensänderung....^^
Eva, Nicole und ich zogen an diesem Tag nun von Anfang an alleine los.
Erst mal ging’s zum Ku-Damm, wo uns auch wieder der lustige Party-Bus begegnete, den Eva so toll fand ^^

Also, liebe Eva, sollte ich tatsächlich irgendwann mal das Glück haben, ein paar Milliönchen zu gewinnen, dann bekommst du von mir so einen Bus ^^
Danach gings dann Richtung Kreuzberg, zum jüdischen Museum.
Tja, hm.....was soll ich dazu groß sagen?
Wenn ich „jüdisches Museum“ höre, erwarte ich da eigentlich was aus der Geschichts-Abteilung....was wir dort vorfanden war allerdings eher aus der Kunst-Sparte, und auch noch aus der abstrakten.
Nennt mich ne Kultur-Banane, aber ich kann mit so was einfach nicht wirklich was anfangen -.-
Nicht, dass es schlecht gewesen wäre oder sich nicht gelohnt hätte – ich hab nur die Hälfte davon einfach nicht so wirklich verstanden....
Wobei, das ist nicht ganz richtig: Wie vorhin bereits angekündigt hab ich da endlich verstanden, warum das Holocaust-Denkmal am Brandenburger Tor aus lauter Klötzen besteht!
Das heißt, ob man die Association nun zwingend versteht, ist Ansichts- bzw. Einstellungssache, aber zumindest der Hintergedanke ist mir nun endlich mal klar

--> In dem Museum gab es eine Abteilung „Garten des Exils“, welcher genauso aufgebaut war wie besagtes Denkmal, mit den Klötzen und dem unebenen Boden.
Es soll eine Verbildlichung der Orientierungslosigkeit sein, die die Juden im Exil damals verspürten....
Ja, abstrakt, aber gar nicht mal so dumm.
Auch sehr beeindruckend war der Holocaust-Turm: Ein relativ kleiner, aber sehr hoher Raum, durch den nur ein kleiner spalt Licht viel....
Die Atmosphäre dort drin war so schon sehr beklemmend.....und wenn man sich dann noch vorstellte, dass die Leute hier gestapelt eingepfercht gewesen sein müssen....
Eine Abteilung weiter oben, gab es einen „Wunschbaum“, muss wohl auch irgendein jüdischer Brauch gewesen sein. Auf kleine Papier-Äpfel konnte man einen Wunsch aufschreiben und ihn in das tiefe Geäst des Baumes hängen.
Ein sehr schönes Bild
Es gibt ja viele Dinge, die man sich wünscht, aber in Anbetracht des Rahmens, der mich heute an diesen Ort geführt hat, war der Wunsch, der auf meinem Apfel stehen sollte, mehr als klar....
Danach gings wieder zum Haus und nach ca. einer halben Stunde Dösen begann der Teil der Klassenfahrt, der mir als der Schönste in Erinnerung bleiben wird:
Es begann mit einem gemeinsamen Grillabend, anschließend versammelten wir uns am „See“, der keiner war, und es wurde schlichtweg ein sehr entspannter, lustiger und musikreicher Abend.
Max versuchte, Enten zu dressieren und als Nicole „Let it rain“ anstimmte, nahm es die Spree etwas zu wörtlich.....aber die Stimmung war zu lustig, als dass mir mein dann nasser Hintern etwas ausgemacht hätte ^^

Nach und nach löste sich die Runde dann auch auf, bis ganz am Ende nur noch Nicole, Eva, ich und dieser seltsame Zivi-Typ übrig waren, der mir allmählich gehörig auf den Sender ging....
Erst als wir uns dann auch auf den Weg ins Bett machten, bemerkte ich mal richtig, dass die beiden Damen wohl doch etwas mehr gebechert hatten als ich....*lol*
Nach einer aus dem Stockbett gefallen Wasserflasche und einer daraufhin erst erschrockenen und anschließend leicht angepissten Corinna ^^......blieben dann im Endeffekt noch 3 Stunden Schlaf übrig...

Freitag:
Hier gibt es eigentlich nichts Spektakuläres zu berichten, denn die Heimfahrt mit den miesen Bummelzügen ging eigentlich mal absolut gar nit klar......., nenene, 7 Stunden in den scheiß Dingern, wenn man einfach nur saufertig ist.... -.-
Zwar durften wir noch ein amüsantes Socken-Puppentheater genießen:














.....aber trotzdem waren alle eher fertig und heilfroh, als der Zug gegen 15:40 Uhr endlich wieder in heimatlichen Gefilden eintrudelte....






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Ich habe diese Klassenfahrt wirklich genossen.
Wie ich ja neulich schon mal gesagt habe, seit geraumer Zeit macht sich in mir eine gewisse Melancholie breit, die, glaube ich, an diesem letzten Abend ihren Höhepunkt erreichte....hätte ich diesem Gefühl richtig nachgegeben, hätte ich am Ende vielleicht sogar geweint...(ok, mit Alkohol intus bin ich sowieso anfällig für Heul-Flashs ^^)
Ich weiß nicht, ob ich’s nicht vielleicht überdramatisiere. Schließlich sind diese Menschen, die mir so ans Herz gewachsen sind, nicht aus der Welt.
Aber letztlich ist nun doch wieder ein Lebensabschnitt zu Ende.
Das ist einerseits ein sehr schönes Gefühl. Etwas geschafft zu haben.
Und auf der anderen Seite ist es eben auch traurig.
Traurig, jetzt wieder loslassen zu müssen, und den nächsten Weg, den man einschlagen wird, weitgehendst alleine gehen zu müssen, in dem Wissen, dass sich der eigene weg mit dem der anderen nur noch ab und zu kreuzen wird.
Auch, wenn man sich der unsichtbaren Bande bewusst ist.....
Schön und traurig.
Melancholisch eben.

Me-lan-cho-lie.....ein wunderschönes Wort......

3 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Wunderschön, liebe Isi. Die letzten Zeilen in kleiner Schrift würden mich fast dazu verleiten sie an der Abschlussfeier vorzulesen...
    Aber da du mich wahrscheinlich kreuzigen würdest, lass ich es lieber und schwelge ebenfalls in Melancholie.
    Hör dir mal "lache, wenns nicht zum Weinen reicht" von Grönemeyer an. Da singt er Melan-cholie. Nie wieder sang es jemand schöner.

    Fühl dich umarmt.

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  3. ui, das hört sich nach einem kurzen, aber wunderschönen berlinaufenthalt an! kein wunder, das ich jetzt ein wenig neidisch bin :)
    ach, irgendwie vermiss ich sie auch, die schulzeit. aber das leben ist ein ständiges kommen und gehen! du wirst durch jeden verlust neues dazu gewinnen. und immerhin gehts ums gefühl.

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